Ivosidenib und Mirikizumab |
Sven Siebenand |
21.07.2023 08:00 Uhr |
Für die Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa (CU), die auf eine konventionelle oder eine Biologika-Therapie unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder eine Unverträglichkeit zeigen, ist der neue Antikörper Mirikizumab (Omvoh®, Lilly Pharma) zugelassen.
Mirikizumab ist ein Interleukin- (IL-) 23-Antikörper. Dieses Zytokin gilt als ein Schlüsselzytokin in der Pathogenese der CU. Wird es gehemmt, kann ein übermäßiges Entzündungsgeschehen gedrosselt werden. Mirikizumab ist nicht der erste IL-23-Antikörper. Bei Psoriasis sind andere gegen IL-23 gerichtete Antikörper zugelassen und für CU kommt auch Ustekinumab infrage, das an die p40-Untereinheit sowohl von IL-12 als auch IL-23 bindet. Mirikizumab bindet stattdessen selektiv an die p19-Untereinheit von IL-23 und hemmt dessen Wechselwirkung mit dem IL-23-Rezeptor.
Das empfohlene Dosierungsschema für Mirikizumab ist zweistufig. Die Induktionsdosis beträgt jeweils 300 mg als intravenöse Infusion über mindestens 30 Minuten in den Wochen 0, 4 und 8. Die Erhaltungsdosis beträgt 200 mg (entspricht zwei Fertigspritzen oder zwei Fertigpens) als subkutane Injektion alle vier Wochen nach Abschluss der Induktionsphase. Zum 15. Juli wurde nun zunächst das Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung in den Handel eingeführt. Es ist davon auszugehen, dass die Injektionslösung für die subkutane Gabe in der Erhaltungsphase rasch folgen wird. Die subkutanen Gaben dürfen sich die Patienten nach einer Schulung selbst verabreichen. Mögliche Injektionsstellen sind der Bauch, der Oberschenkel und die Rückseite des Oberarms. Wichtig ist, dass die Injektionsstellen rotieren.
Eine Dosisanpassung bei eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion ist im Falle von Mirikizumab nicht erforderlich. Kontraindiziert ist der Antikörper bei Vorliegen einer klinisch bedeutsamen Infektion. Deshalb sollten die Patienten vor Therapiebeginn auch auf eine Tuberkulose-Infektion getestet werden. Grundsätzlich kann der Antikörper das Risiko einer schweren Infektion erhöhen. Wenn sich unter Therapie eine schwere Infektion entwickelt, sollte der Arzt das Absetzen von Mirikizumab in Erwägung ziehen bis die Infektion abgeklungen ist.
Die häufigsten Nebenwirkungen des Antikörpers sind Infektionen der oberen Atemwege, Kopfschmerz, Hautausschlag und Reaktionen an der Injektionsstelle. Besondere Warnhinweise in der Fachinformation von Omvoh finden sich unter anderem auch zu hepatischen Enzymerhöhungen und zum Thema Impfungen. Die Leberenzyme und Bilirubin sollten vor Behandlungsbeginn bestimmt werden und danach weiter im Blick behalten werden. Lebendimpfstoffe sollten bei Patienten unter Mirikizumab vermieden werden.
Frauen im gebärfähigen Alter wird geraten, während und für mindestens zehn Wochen nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anzuwenden. Aus Vorsichtsgründen sollte die Anwendung des neuen Medikaments in der Schwangerschaft vermieden werden. Zum Thema Stillzeit heißt es in der Fachinformation: »Es ist nicht bekannt, ob Mirikizumab in die Muttermilch übergeht. Es ist bekannt, dass humane IgG-Antikörper in den ersten Tagen nach der Geburt in die Muttermilch übergehen, die kurze Zeit später niedrige Konzentrationen erreichen; folglich kann ein Risiko für den gestillten Säugling während dieses kurzen Zeitraums nicht ausgeschlossen werden. Es muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Omvoh verzichtet werden soll beziehungsweise die Behandlung zu unterbrechen ist. Dabei soll sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigt werden.« Omvoh ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C zu lagern.