Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die unbedingt gefördert werden müsse. Nach dem Vorbild interdisziplinärer Kliniken in den Niederlanden, Dänemark oder dem Vereinigten Königreich sollten auch in Deutschland Spezialisten aus Dermatologie, Gynäkologie, Urologie, Kinderchirurgie, Physiotherapie, Psychotherapie und Sexualtherapie zusammenarbeiten.
Das unterstreicht auch Professor Mendling: Die Vulva, also der äußere Bereich der weiblichen primären Geschlechtsorgane, habe bisher »im dermatologisch-gynäkologischen Niemandsland« gelegen. Der Grund: Frauenärzte und Urologen befassten sich in ihrer Ausbildung kaum mit Hauterkrankungen. Dermatologen wiederum täten das zwar, würden aber nur selten konsultiert, wenn Patientinnen oder Patienten an Entzündungen im Anogenitalbereich leiden, schilderte Mendling seine Sicht der Dinge.
Die hauptsächlich in der Vaginaltherapie eingesetzten Laser Fem Touch, Monalisa Touch und Erbium Yak könnten neben der leitliniengerechten Therapie dabei helfen, das Bild und die Elastizität der Haut zu verbessern, also beispielsweise Risse zu vermeiden, Verhornungen zu entfernen und Entzündungen zu beruhigen, wenn die Behandlung mit Salben nicht greift.
Anders als die herkömmliche Therapie muss die Behandlung mit Laser aber in der Regel privat bezahlt werden und ersetzt nicht die leitliniengerechte Behandlung mit Clobetasol. In der erstmaligen Ampelkennzeichnung der Leitlinie erhält die Lasertherapie ein »gelb«, während sie in der Vorgänger-Leitlinie aus dem Jahr 2015 noch »rot« markiert gewesen wäre, wenn die Ampelkennzeichnung damals schon zum Tragen gekommen wäre. »Inzwischen deutet die Datenlage an, dass die Laserbehandlung ungefähr für ein halbes Jahr, manchmal auch ein Jahr lang ein deutlich besseres Wohlbefinden an der Vulva bewirkt«, sagte dazu Mendling. »Allerdings kostet ein einzelner Laserschuss – mindestens drei sind üblich – die Patientinnen zwischen 200 und 400 Euro, die sie selbst bezahlen müssen. Das ist ist nicht für alle eine Option.«