Kalte und heiße Knoten in der Schilddrüse |
Eine weitere Einschränkung ist, dass gemäß der Strahlenschutzverordnung die Therapie nur in spezialisierten Einrichtungen erfolgen darf. Patienten müssen eine »Quarantäne« einhalten. Das ist notwendig, da sich in ihren Ausscheidungen und ihrer Atemluft noch mindestens 48 Stunden nach Einnahme einer Kapsel radioaktive Strahlung befindet. Vorteilhaft bei der Radiojodtherapie ist, dass das Verfahren nicht-invasiv ist und der Stimmbandnerv und die Nebenschilddrüsen keinen Schaden nehmen. Eine weitere Option, Knoten zu zerstören, sind die thermoablativen Verfahren. Bei diesen minimal-invasiven Behandlungsmethoden werden die Knoten lokal mit Hitze behandelt. Das Gewebe wird geschädigt und kann von den körpereigenen Abwehrzellen abgebaut werden. Der Knoten verkleinert sich, ohne das benachbartes Gewebe in Mitleidenschaft gezogen wird.
Thermoablation kommt allerdings nur für Patienten mit einem oder wenigen Knoten infrage, da jeder Knoten einzeln behandelt werden muss. Je nach Hitzequelle werden verschiedene thermoablative Verfahren unterschieden, etwa Ultraschalltherapie/Echotherapie (HIFU), Radiofrequenzablation (RFA), Mikrowellenablation oder Laserablation. HIFU arbeitet mit gebündelten Ultraschallwellen, während bei der RFA unter örtlicher Betäubung eine Sonde in den Knoten gesetzt wird, deren Spitze hochfrequenten Wechselstrom freisetzt. Bei der Laserablation erhitzt ein stark gebündelter Lichtstrahl einer bestimmten Wellenlänge den Knoten. Bei der Mikrowellenablation führt der Arzt über einen kleinen Schnitt unter örtlicher Betäubung eine Nadel in den Knoten ein. Diese erzeugt Mikrowellen und die entstehende Wärme reduziert den Knoten. Ob die Thermoablation der Radiotherapie überlegen oder zumindest gleichwertig sind, muss noch gezeigt werden. Die Verfahren können nur eingesetzt werden, wenn Knoten nicht bösartig sind.
Wenn das wuchernde Gewebe inaktiv und funktionslos ist, spricht man von einem kalten Knoten. Sie können ein Hinweis auf Schilddrüsenkrebs sein. Allerdings sind die meisten kalten Knoten gutartig. Krebs liegt nur in etwa 5 Prozent der Fälle vor. Bei kleinen kalten Knoten bekommen viele Patienten eine Kombinationsbehandlung aus Jod und Schilddrüsenhormonen verordnet. Der Knoten wächst dann nicht weiter und verkleinert sich im Idealfall sogar. Die Jod-Einnahme ist indiziert, da ein Viertel der Patienten mit Schilddrüsenknoten einen Jodmangel aufweist. Studien zeigen zudem, dass die Kombinationstherapie sowohl einer alleinigen Behandlung mit Jod als auch mit Schilddrüsenhormonen überlegen ist. Betroffene nehmen die Arzneimittel meist ein Jahr lang ein. Danach überprüft der Arzt, wie effektiv die Behandlung ist. In vielen Fällen reicht es dann aus, nur noch das Jodpräparat einzunehmen. Ein kalter Knoten muss operiert werden, wenn er bösartig ist, wenn das vergrößerte Gewebe andere Strukturen wie die Luftröhre einengt oder wenn der Patient unter verstärkten Beschwerden etwa beim Schlucken leidet. Eine Radiotherapie ist keine Option, da kalte Knoten inaktiv sind und weder Jod noch die radioaktive Substanz speichern.
Besteht der Verdacht auf Schilddrüsenkrebs, führen Ärzte weitere Untersuchungen wie die Feinnadelpunktion durch. Mit einer dünnen Nadel werden dazu Zellen aus dem Schilddrüsenknoten entnommen. Früh genug erkannt, lässt sich die Krebserkrankung gut behandeln. Die Therapie besteht in der Regel in einer operativen, kompletten Entfernung der Schilddrüse. Erfahrene Chirurgen überwachen die Stimmbandnerven während der Operation, damit diese keinen Schaden nehmen. Bei minimalinvasiven Verfahren oder Zugangswegen über Achsel, Brust oder Mund sind später am Hals nur geringe oder gar keine Narben erkennbar. An die Operation schließt sich oft eine Radiojodtherapie an. Ist noch Schilddrüsenkrebsgewebe vorhanden, reichert sich das radioaktive Jod in den Zellen an und zerstört sie. /
Viele Schilddrüsenknoten entstehen, weil Menschen nicht ausreichend mit Jod versorgt sind. Der Bedarf an dem Spurenelement verändert sich im Laufe des Lebens. Erwachsene bis 51 Jahre nehmen nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) idealerweise täglich 200 Mikrogramm, ältere Menschen 180 Mikrogramm auf. Eine ausreichende Zufuhr ist besonders wichtig für Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende. Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit haben einen höheren Bedarf, da auch ihr Kind gut versorgt sein muss. Jod ist in relevanten Mengen in Seefisch, Meeresfrüchten und Algen enthalten. Um den Bedarf zu decken, kann zusätzlich auf mit Jod angereicherte Lebensmittel und jodiertes Speisesalz zurückgegriffen werden. Nach Rücksprache mit dem Arzt können Patienten Jod auch in Form von Tabletten supplementieren.