»Kein verhandlungsfähiges Angebot« |
Diese von der TGL geplante Nullrunde lasse den Kammerbezirk Nordrhein »immer stärker hinter den anderen beiden Tarifgebieten herhinken«, hieß es weiter. Daher verwundere es nicht, dass immer mehr Arbeitgebende in Nordrhein den mit dem ADA abgeschlossenen Tarifvertrag anwenden würden. Neben Nordrhein hat Sachsen eigene Regelungen; dort gilt seit Januar 2023 ein eigener Tarifvertrag.
Gründe für die daraus resultierenden »massiven Unterschiede« bei den Gehältern ließen sich nicht finden, so Kratt weiter. Schließlich sei Nordrhein »wirklich nicht das Armenhaus Deutschlands«. Nach den Ankündigungen aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) scheine die TGL-Führung aber »in blinde Panik verfallen zu sein«.
Dass der TGL überdies nicht auf weitere Ideen der Adexa eingegangen sei, die den Angestellten zugute kämen und gleichzeitig die Arbeitgeberseite weniger belasteten – etwa Inflationsausgleichsprämie, Reduzierung der Wochenarbeitszeit, Erhöhung des Urlaubsanspruchs –, wertete die Apothekengewerkschaft als einen »Schlag ins Gesicht für alle Angestellten und für den Berufsnachwuchs in Nordrhein«. Man werde im Januar eine Befragung der Mitglieder in Nordrhein zu weiteren Maßnahmen durchführen.
Laut Adexa läuft der bestehende Tarifvertrag weiter, falls es nach Ablauf der Frist zum Jahresende keinen neuen Vertrag gibt. Die Tarifverhandlungen waren bereits Thema bei der TGL-Jahreshauptversammlung am 25. Oktober in Düsseldorf. Sebastian Berges, 2. Vorsitzender der TGL Nordrhein, hatte damals für eine moderate und »angemessene« Vergütung plädiert. Die übertariflichen Anteile sollten besser flächendeckend eingebaut werden. Generell müsse «mehr Geld ins System«.
Die Gehaltsverhandlungen seien schwieriger denn je, hieß es von den beiden TGL-Chefs Constantin Biederbick (1. Vorsitzender) und Sebastian Berges (2. Vorsitzender). Einerseits litten die Mitarbeitenden und Apothekenleitende gleichermaßen unter den Folgen steigender Energie-, Heiz- und Lebenshaltungskosten. Andererseits erzielten die Apotheken eben durch die Kostensteigerungen weiter sinkende Betriebsergebnisse. Heute seien bereits mehr als 10 Prozent aller deutschen Apotheken defizitär und weitere rund 30 Prozent erwirtschafteten weniger als der notwendige kalkulatorische Unternehmerlohn.
Angesichts der politischen Rahmenbedingungen und insbesondere der Erwartungen für die nächsten Jahre gebe es für große Gehaltsforderungen keine Spielräume. »In der Konsequenz müsste es eine Nullrunde geben«, so die beiden Vorsitzenden.
Wegen der hohen und weiter steigenden Zahl an Teilzeitbeschäftigten sowie steigender Krankenstände bleibe auch »keine Luft mehr für kürzere Wochenarbeitszeiten oder mehr Urlaubstage«, so der TGL. Die meisten Menschen arbeiteten ohnehin nicht mehr in Vollzeit.
Auch wenn die TGL ihren Mitarbeitenden geldwerte Wertschätzung entgegenbringen wolle – die aktuellen politischen Vorhaben zur Umstrukturierung der Apothekenhonorare entzögen dem jegliche Planungsgrundlage. Wenn zusätzliches Geld ins Apothekensystem gelange, täten sich auch wieder Handlungsspielräume für Tarifverhandlungen auf.