Keine dunkle Nacht |
Durch die Umstellung von Glühbirnen auf LED-Lichtquellen wurden die Leuchtmittel energiesparender und der Lichteinsatz billiger. Die Folge: Wir Menschen setzen immer mehr und immer helleres Licht ein. Für bestimmte Arbeiten wird das Licht zwar benötigt. Aber in vielen Bereichen werde es nicht gebraucht, sehe aber schön aus, so Hänel.
Auch in Deutschland ist der Einsatz gestiegen, allerdings benutzen wir pro Kopf weniger Licht als viele andere europäische Länder. In den USA werde sogar viermal mehr Licht pro Einwohner verwendet als bei uns, sagt Dr. Christopher Kyba, Physiker am Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam.
Das Problem: Satellitenaufnahmen von der Erde bei Nacht zeigen zwar eine weltweite Zunahme nächtlicher Lichtverschmutzung. Verlässliche Daten zu den Ursachen, also den öffentlichen, gewerblichen und privaten Lichtquellen am Boden, fehlen aber oft und lassen sich auch nicht per Satellit ermitteln. Den aktuellen Stand der Beleuchtung zumindest in verschiedenen Orten Deutschlands und die Art der Beleuchtungsquellen möchte Kyba nun mit Kollegin Dr. Nona Schulte-Römer klären.
Dazu haben sie gemeinsam mit interessierten Bürgern eine App entwickelt, mit deren Hilfe nun alle Lichtquellen in und an öffentlichen Straßen und Plätzen erfasst warden sollen. Bis Ende Oktober sind diese Nachtlichter-Kampagnen in mehreren Städten Deutschlands und im Ausland unter dem Slogan »Wir zählen Lichter, weil die Nacht zählt« gelaufen. Die Forscher sind nun dabei, die App-Daten mit Satellitenaufnahmen der lokalen Lichtemissionen abzugleichen und auszuwerten.
Eine beratende Funktion zur Beleuchtung von Städten und Dörfern haben die beiden Forscher vom GFZ nicht. Allerdings würde es Kyba begrüßen, wenn sich Stadt- und Gemeinderäte in ihren Beleuchtungskonzepten künftig nicht nur auf die öffentliche Straßenbeleuchtung beschränkten, sondern auch Gewerbetreibende und Privathaushalte mit einbezögen.
Ein Positivbeispiel ist die erste Sternenstadt Deutschlands: Fulda. Die hessische Stadt macht sich gegen Lichtverschmutzung stark. Künstliches Licht soll standort- und bedarfsgerecht eingesetzt werden. So werden etwa neue öffentliche Beleuchtungsanlagen mit einer zeitlichen Steuerung zum Dimmen und Abschalten von LED-Leuchten ausgestattet. Eine eigene Richtlinie gilt zwar verpflichtend nur für den öffentlichen Bereich. Die Stadt hofft aber, dass auch Privatpersonen freiwillig mitmachen und bietet Beratungen zum Thema an.