Kindheitstrauma erkennen und überwinden |
Therapeutische Ansätze wie die Traumafokussierte Kognitive Verhaltenstherapie (TF-KVT), die EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) oder auch die Schematherapie gelten als effektiv bei der Behandlung von Traumata. Sie helfen, die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und die damit verbundenen Emotionen und Verhaltensmuster zu verändern.
Die Behandlung von Kindheitstraumata umfasst mehrere Phasen, erklärt Marc Schmid, darunter die Vorbereitungsphase mit Psychoedukation, Stabilisierung und Distanzierung, eine Exposition und eine Phase von Integration, Neubeginn und Rückfallprophylaxe. Ziel ist es, Betroffenen zu helfen, das Trauma zu verarbeiten und eine neue Perspektive auf die Ereignisse zu entwickeln.
Wichtig ist, dass die Therapeutin oder der Therapeut eine Approbation hat. Also etwa ein psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut oder ein ärztlicher Psychotherapeut oder ein (Kinder- und Jugend-)Psychiater, so Schmid. Dann sollte man auch schauen, ob der- oder diejenige eine evidenzbasierte Traumatherapie durchführen kann. Auf der DeGPT-Homepage kann man über die Therapeuten-Suche unter 3000 Therapeuten mit DeGPT-Zertifikat jemanden in der eigenen Region finden.
Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass Verfahren, deren Wirkung in wissenschaftlichen Studien erwiesen ist, angewendet werden. Dies sind verhaltenstherapeutische Methoden und EMDR. Therapeut oder Therapeutin sollten sagen können, mit welchen Methoden der Traumatherapie gearbeitet wird.
Ja, eine evidenzbasierte Traumatherapie kann eine ziemlich anstrengend sein, wie Marc Schmid sagt. »Aber auch extrem wirkungsvoll. Eigentlich ist ein halbes Jahr und eine normale Kassenpsychotherapie durchaus ausreichend für die Behandlung eines Traumas oder einer Posttraumatischen Belastungsstörung.«
Es gebe aber natürlich auch Menschen, die sehr komplex erkrankt sind und die darüber hinaus noch konkrete Unterstützung und eine längerfristige Begleitung brauchen. »Die Auseinandersetzung mit dem Trauma und den eigenen Prägungen kann eine Investition in die eigene psychische Gesundheit sein«, sagt Stefanie Stahl. »Da sollte man sich die Frage stellen, ob man sich einmal intensiv damit auseinandersetzt, um dann einen Abschluss zu finden, oder ob man zulässt, dass alte Muster dauerhaft im Hintergrund wirken, einen beherrschen und das eigene Verhalten steuern.« Zumal Betroffene nicht nur selbst darunter leiden, dass sie sich in bestimmten Situationen nicht angemessen verhalten, sondern auch andere in ihrem Umfeld damit belasten können.
»Heilung ist möglich und spürbar, wenn man in bestimmten Situationen immer seltener getriggert wird und alte Reaktionsmuster nicht mehr automatisiert ablaufen, sondern man neue und gesündere Bewältigungsstrategien erlernt.« Je öfter man sich auf diese Weise als selbstwirksam erlebt, desto stärker entwickelt man ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle – und das ist in jeder Lebensphase wichtig.