Kleinwuchs bei Kindern hormonell behandeln |
Ist ein Kind zu klein für sein Alter beziehungsweise wächst zu langsam, kann ein Wachstumshormonmangel die Ursache sein. / © Getty Images/Phynart Studio
Per Definition gelten Kinder als kleinwüchsig, wenn ihre Messwerte regelmäßig unter der 3. Perzentilkurve liegen. Bei betroffenen Mädchen ist davon auszugehen, dass sie im Erwachsenenalter nicht größer als 153 cm sein werden. Bei Jungen liegt die zu erwartende Größe unter 167 cm. Ob es sich hierbei um eine familiäre Veranlagung, eine »Laune der Natur«, eine behandlungsbedürftige Erkrankung, die sich auf das Wachstum auswirkt, oder eine Wachstumsstörung handelt, lässt sich erst durch eine Kombination aus klinischen, auxologischen (das Körperwachstum betreffenden), bildgebenden, genetischen und laborchemischen Untersuchungen sicher bestimmen.
Derzeit sind mehr als 200 medizinische Ursachen bekannt, die das Wachstum von Kindern beeinflussen können. Wachstumsstörungen aufgrund einer unzureichenden Ausschüttung von Wachstumshormonen sind dabei vergleichsweise selten anzutreffen. Ein nachgewiesener Wachstumshormonmangel (growth hormone deficiency, GHD) betrifft etwa 60 Kinder pro 1 Million Einwohner. Er kann bereits ab der Geburt bestehen oder durch eine Schädigung der Hirnanhangdrüse erworben worden sein. Oft bleibt die Ursache unklar, so dass ein idiopatischer GHD vorliegt.
Ob angeboren oder erworben, in beiden Fällen sind die Bildung und Ausschüttung des Wachstumshormons Somatotropin (auch growth hormone, GH) in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt. Betroffene Kinder sind nicht nur zu klein, auch ihre Wachstumsgeschwindigkeit ist verlangsamt. Zudem können sie weitere körperliche Merkmale aufweisen. Dazu zählt die Verzögerung der Knochenreifung, ein niedriger Blutzuckerspiegel und eine sehr helle Stimme. Das Gesicht kann puppenartig wirken mit ausgeprägter Stirn und Nase und der Rumpf aufgrund von vermehrtem Unterhautfettgewebe rundlich erscheinen. Auch die Hände und Füße sowie bei Jungen der Penis können sehr klein bleiben. Viele Kinder haben zudem eine verringerte Muskelmasse und -kraft.
Der Nachweis eines Wachstumshormonmangels erfolgt über eine gezielte Stimulation der Hypophyse mit anschließenden zeitlich versetzten Blutabnahmen. Dies ist notwendig, da Wachstumshormone vor allem im Tiefschlaf ausgeschüttet werden und die Konzentration in Abhängigkeit von der Tageszeit, körperlicher Belastung und Stress schwankt. Um Kindern eine unnötige Provokationstestung zu ersparen, wird vorab die Konzentration des insulinähnlichen Wachstumsfaktors IGF-1 und seines Bindungsproteins IGFBP-3 im Blut bestimmt. Erst wenn beide Werte zu niedrig sind und andere mögliche Erkrankungen, die sich auf das Wachstum auswirken können, sicher ausgeschlossen wurden, ist eine Testung der Hypophysenfunktion gerechtfertigt.