Kopfschmerzen in der Schwangerschaft |
Verena Schmidt |
18.12.2023 08:00 Uhr |
Hilft alles nicht und es muss ein Schmerzmittel sein, ist nach wie vor Paracetamol während der gesamten Schwangerschaft das Mittel der Wahl. In den vergangenen Jahren war der Wirkstoff aufgrund einiger Studien, die ein erhöhtes Risiko für asthmatische Beschwerden und spätere Fortpflanzungsstörungen bei Babys nahelegen, in die Diskussion geraten. Auch mit dem Auftreten von Verhaltensauffälligkeiten, vor allem einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Kindesalter, Autismus und kognitiven Einbußen wurde Paracetamol in Zusammenhang gebracht. Die Ergebnisse der Untersuchungen waren jedoch teilweise widersprüchlich, die beobachteten Effekte nur grenzwertig signifikant.
Embryotox, das Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, bleibt daher bei der Empfehlung: Paracetamol ist in der gesamten Schwangerschaft gut verträglich und Mittel der Wahl. Es sollte allerdings nicht unkritisch – zum Beispiel über mehrere Wochen – eingesetzt werden. Die Einnahme sollte nur erfolgen, wenn es medizinisch indiziert ist und dann in der niedrigsten wirksamen Dosis so kurz wie möglich. Auch die Maximaldosis von 4 g/Tag sollte natürlich nicht überschritten werden.
Neben Paracetamol gehört auch das nicht steroidale Antirheumatikum (NSAR) Ibuprofen in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft zu den Analgetika der Wahl. Acetylsalicylsäure ist Mittel der zweiten Wahl; eine Low-dose-Behandlung (in der Regel 150 mg/Tag) ist aber bei entsprechender Indikation in der Schwangerschaft möglich.
Im letzten Trimenon (ab Woche 28) sind dann NSAR zur Schmerzlinderung zu meiden. Hintergrund ist ein möglicher vorzeitiger Verschluss des Ductus arteriosus Botalli. Diese natürliche Verbindung im Blutkreislauf des Feten ermöglicht, dass das Blut zwischen Hauptschlagader und Lungenschlagader fließen kann, ohne in die Lunge zu gelangen. Dazu kommt, dass ASS und auch Ibuprofen die Blutungszeit verlängern. Bei einer (eventuell vorzeitigen) Geburt könnte es so zu großen Blutverlusten bei der Mutter kommen.
Bei Frauen, die unter Migräne leiden, bessert sich die Erkrankung meist in der Schwangerschaft, es kommt seltener oder gar nicht zu Attacken. Treten diese aber doch auf, sollten sie, soweit möglich, nicht medikamentös behandelt werden, etwa mit Reizabschirmung, Ruhe, Entspannung und Eispackungen. Migräneattacken im ersten und zweiten Trimenon können laut Embryotox mit Paracetamol, Ibuprofen oder Naproxen (bis Woche 28) behandelt werden. Bringt das keine Linderung, kann auch auf ein Triptan zurückgegriffen werden. Mittel der Wahl ist Sumatriptan (oral, nasal oder subkutan), da für den Wirkstoff die meisten Erfahrungen und Daten vorliegen. Bei begleitender Übelkeit beziehungsweise Erbrechen kann Metoclopramid während der gesamten Schwangerschaft verwendet werden. Bei hohem Leidensdruck aufgrund häufiger und schwerer Attacken kann der Arzt auch prophylaktisch einen Beta-Blocker wie Metoprolol oder ein trizyklisches Antidepressivum, bevorzugt Amitriptylin, verordnen.