Kopfschmerzen nach Covid-19 |
Verena Schmidt |
10.11.2021 09:00 Uhr |
Neben anhaltenden Kopfschmerzen klagen einige, vor allem schwer an Covid-19 Erkrankte über langanhaltende Schmerzen im ganzen Körper und Muskelschwäche. Diese können durch die Krankheit selbst, also im Rahmen von Post- oder Long-Covid, aber auch durch die intensivmedizinische Behandlung verursacht werden, wie Professor Dr. Winfried Meißner, Leiter der Sektion Schmerztherapie in der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Jena, bei der Pressekonferenz erklärte.
Critical illness neuropathy/myopathy (CINM) lautet der Fachbegriff für dieses Phänomen, welches auf die Schädigung und Fehlfunktion einzelner Nerven zurückgeht. »Die CINM ist in der Intensivmedizin lange bekannt«, sagte Meißner, der auch Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft ist. Die Beschwerden treten dem Experten zufolge jedoch bei an Covid-19 Erkrankten deutlich häufiger als bei anderen Patientengruppen auf. In einer schwedischen Studie sei mindestens jeder sechste Covid-19-Patient, der auf der Intensivstation behandelt werden musste, von einer CINM betroffen gewesen.
Fast jeder der Betroffenen berichte über ausgeprägte Schwäche, ein Großteil über Muskel- und Gelenkschmerzen und ein kleinerer Teil über Polyneuropathie-artige Schmerzen, so Meißner. »Das Ausmaß der Beschwerden scheint dabei mit der Schwere der Erkrankung und der Behandlung sowie auch der Dauer der Beatmung zusammenzuhängen.« Oft seien jüngere Patienten betroffen, die noch im Berufsleben stehen, berichtete Meißner aus seiner Erfahrung. Durch die hohe Zahl an intensivmedizinisch behandelten Patienten mit Covid-19 deute sich hier für die Zukunft ein erheblicher Behandlungsbedarf an, so der Schmerzmediziner.
Wie Patienten mit chronischen Schmerzen die Lockdown-Phasen in der Pandemie erlebt haben, hängt dem Schmerzmediziner Professor Dr. Winfried Meißner zufolge vor allem mit psychosozialen Faktoren zusammen. Bei vielen Patienten habe man keine Veränderung des Schmerzempfindens gesehen. Aber: »Manche Patienten berichteten über eine Zunahme der Schmerzbelastung. Das war insbesondere der Fall, wenn Faktoren wie Angst, Depression und/oder Einsamkeit dazukamen«, berichtete Meißner aus seiner Erfahrung. Andere Patienten wiederum hätten in den Lockdown-Zeiten eine Entlastung und Schmerzminderung erlebt, da sie weniger Druck und Stress erfahren hätten. »Die pandemiebedingten Einschränkungen sind der verminderten Mobilität und Aktivität dieser Patienten entgegengekommen.«
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.