Kopfschmerzen nach Sturz oder Unfall können bleiben |
Juliane Brüggen |
24.10.2022 16:00 Uhr |
Die Reaktion der Erstbehandler ist laut Kraya entscheidend: »Edukation ist wichtig«. Betroffene Patienten müssten schnell erfahren, dass es zu chronischen Kopfschmerzen kommen kann, vor allem, wenn Risikofaktoren vorliegen. Außerdem brauche es konkrete Empfehlungen. Die Kombination aus Sport und autogenem Training sei ein erster, nicht-medikamentöser Schritt. »Möglicherweise hilft schon einmal pro Woche Ausdauersport, zum Beispiel 60 Minuten, oder ein bis zweimal pro Woche 20–25 Minuten Yoga oder autogenes Training«, machte der Mediziner deutlich. »Studien weisen darauf hin, dass eine moderate körperliche und geistige Aktivierung bereits binnen 24 oder 48 Stunden nach dem Unfall sinnvoll ist, auch um das Einüben von Schonverhalten und eine Chronifizierung der Schmerzen zu vermeiden.«
Die medikamentöse Therapie richte sich unter anderem danach, ob Kopfschmerzen vom Migräne-Typ vorliegen oder Spannungskopfschmerzen. Hier stehen beispielsweise Triptane oder Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen zur Auswahl. Der Zeitpunkt der Behandlung scheint ebenfalls relevant zu sein. »Wenn der Schmerz sich erst einmal verselbstständigt hat, ist ihm nur noch schwer beizukommen«, sagte Kraya. Daher gehe die Tendenz heute dahin, möglichst früh medikamentös gegenzusteuern – besonders bei Risikopatienten.
Idealerweise sollte somit ein multimodaler Therapieansatz verfolgt werden, der neben einer frühzeitigen Schmerztherapie auch verhaltenstherapeutische Elemente sowie unter Umständen auch eine gezielte Aktivierung durch Physiotherapie beinhalte. Kraya betonte, dass noch viel Forschungsbedarf besteht – zur Häufigkeit der posttraumatischen Kopfschmerzen, Pathophysiologie, wirksamen Interventionen, um chronische Schmerzen zu verhindern, und zu den Therapiemöglichkeiten. »Es braucht mehr Daten, damit in der breiten Versorgung schon frühzeitig gehandelt wird«, so das Fazit des Mediziners.