Kopfschmerzen unterscheiden und loswerden |
Sie haben eine Vermutung, warum der Schädel so dröhnt? Dann ist es im ersten Schritt sinnvoll, den Auslöser aus der Welt zu schaffen, rät Neurologe Erbguth. Hat man zu wenig getrunken, ist ein großes Glas Wasser fällig. Könnte akuter Stress dahinterstecken, ist eine Pause angesagt. Ist der Nacken verspannt, kann etwas Bewegung oder Dehnung Lockerung bringen und damit lindernd wirken.
Und abgesehen davon? »Wissenschaftlich belegt ist, dass Pfefferminzöl an der Schläfe und auf der Stirn hilft«, sagt Erbguth. Es sollte sich um 10-prozentiges Pfefferminzöl handeln, am besten trägt man es dreimal im Abstand von je 15 Minuten auf die genannten Stellen auf. »Das brennt ein bisschen und dadurch wird dem Kopf ein neuer Reiz gesendet.« Vereinfacht gesagt, entscheidet das Gehirn: Ich beschäftige mich mit diesem neuen Reiz und höre nicht mehr auf die Schmerzrezeptoren.
Auch Kälte kann helfen, etwa in Form einer kühlenden Kompresse im Nacken – das ist aber nicht wissenschaftlich belegt. »Es gibt auch Menschen, die gehen dann unter die kalte Dusche und sagen: ›Das hilft wunderbar!‹. Anderen hingegen hilft eher Wärme«, sagt Frank Erbguth. Am Ende kommt es also auch darauf an, was einem der eigene Körper signalisiert.
Zur Linderung akuter Spannungskopfschmerzen empfiehlt die neue S1-Leitlinie »Diagnostik und Therapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp« Acetylsalicylsäure (ASS) 500 bis 1000 mg, Ibuprofen 400 mg und Paracetamol 1000 mg. Eine Präferenz für einen bestimmten Wirkstoff gibt es dabei nicht, da es nur wenige direkte Vergleiche zwischen den einzelnen Wirkstoffen gibt. Auch Naproxen und Diclofenac kommen infrage, jedoch liegt für diese Wirkstoffe eine geringere Anzahl aussagekräftiger Studien vor.
Dröhnt der Kopf nur gelegentlich, gibt es aus medizinischer Sicht keinen Anlass, die Zähne zusammenzubeißen und sich die Schmerztablette zu verkneifen. Im Gegenteil: »Man sollte sie relativ früh nehmen. Je länger man wartet, desto schwieriger kann es werden, auf den Schmerz Einfluss zu nehmen«, sagt Pulkowski.
Sind Kopfschmerzen jedoch ein ständiger Begleiter, ist ab einem gewissen Punkt Vorsicht angesagt, was Schmerzmittel angeht. »Wenn man sie an mehr als 15 Tagen im Monat einnimmt, droht Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz«, sagt Frank Erbguth. Die Tabletten bringen dann als Nebenwirkung selbst Kopfschmerzen mit sich – Startpunkt für einen Teufelskreis.
Und was ist mit Kombipräparaten, die einen oder mehrere Wirkstoffe mit Koffein kombinieren? Studien zufolge sind sie etwas wirksamer als die einfachen Präparate. Da sie jedoch mit mehr Nebenwirkungen einhergehen, gilt laut Pulkowski: »Erstmal den reinen Wirkstoff nehmen – nur Ibuprofen etwa. Wenn man merkt, dass das nicht genügt, kann man auf die Kombination mit Koffein zurückgreifen.« Übrigens: Kombipräparate mit Koffein sollte man nur an maximal 10 Tagen im Monat einnehmen, um keinen Übergebrauchskopfschmerz zu riskieren.