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Entdeckung der Viren

Lange Suche nach Erregern

Über Jahrhunderte hinweg zählten Viren zu den tödlichsten Bedrohungen der Menschheit. Epidemien und Pandemien, Hungersnöte und wirtschaftliche Krisen gingen auf ihr Konto. Welche Erreger hinter all dem Leid steckten, fanden Wissenschaftler vor nicht einmal 200 Jahren heraus. Ihre größte Herausforderung dabei: Viren waren für sie unsichtbar.
AutorKontaktCarina Steyer
Datum 04.10.2022  09:00 Uhr
Lange Suche nach Erregern

Als der englische Arzt Edward Jenner 1796 den ersten Impfstoff zum Schutz vor Pockenviren entwickelte, ahnte niemand, dass Viren überhaupt existieren. An den Universitäten wurde angehenden Ärzten gelehrt, dass Krankheiten auftreten, wenn die vier Körpersäfte - gelbe Galle, schwarze Galle, Blut und Schleim - ins Ungleichgewicht gekommen waren. Auch faulige Prozesse in Luft oder Wasser, Gerüche oder der Einfluss der Sterne wurden als Auslöser betrachtet. Die Idee, dass Krankheiten durch Erreger ausgelöst und von Mensch zu Mensch übertragen werden können, flammte zwar immer wieder mal auf, wurde aber jedes Mal verworfen.

Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Bild von den Körpersäften von den wissenschaftlichen Fakten wie man sie heute kennt abgelöst. Bakterien und Pilze wurden entdeckt. Robert Koch gelang 1876 der erste direkte Nachweis zwischen dem Milzbrand-Erreger und dem durch ihn ausgelösten spezifischen Krankheitsbild. Das Wissen in Bezug auf Krankheiten, ihre Auslöser und Zusammenhänge sowie deren Heilung wuchs rasant. Behandlung und Medikation konnten nun gezielt entwickelt und abgestimmt werden. Statt direkt am Menschen zu experimentieren, wurde am Erreger selbst getestet. Und nicht zuletzt waren mit dem Verständnis der Übertragungswege gezielte Präventionsmaßnahmen möglich.

Viele Wissenschaftler ahnten bereits, dass es neben Bakterien und Pilzen noch weitere Krankheitserreger geben musste. Und auch mit der Vermutung, dass diese so klein sein mussten, dass sie im Lichtmikroskop nicht sichtbar waren, lagen sie richtig. Der Druck, den Beweis dafür anzutreten, kam letztlich aber nicht aus der Humanmedizin, sondern aus der Landwirtschaft.

Erste Virenjäger

Ende des 19. Jahrhunderts wütete in Deutschland die Maul- und Klauenseuche. Rinder und Schweine starben in Massen, viele Landwirte verloren ihre Existenzgrundlage. Friedrich Löffler, zu diesem Zeitpunkt Professor für Hygiene an der Universität Greifswald, wurde vom preußischen Kultusministerium beauftragt, den Erreger der Krankheit zu identifizieren und ein Gegenmittel zu entwickeln. Er mietete zwei S-Bahn-Bögen in Berlin, richtete dort Tierställe ein und unternahm gemeinsam mit seinem Kollegen Paul Frosch erste Infektionsversuche. Etwa zur gleichen Zeit waren Wissenschaftler in Holland und Russland dem Erreger der Tabakmosaikkrankheit auf der Spur. Die verheerende Pflanzenkrankheit konnte innerhalb kürzester Zeit ganze Plantagen vernichten und enorme Ernteausfälle verursachen.

Den ersten wichtigen Hinweis zur Übertragung von Viren lieferte der Agrarwissenschaftler Adolf Mayer. Ihm gelang es, die Tabakmosaikkrankheit durch den Pflanzensaft befallener Pflanzen auf gesunde Tabakpflanzen zu übertragen. Er glaubte jedoch, dass die Krankheit durch ein Bakterium oder Toxin ausgelöst werden würde, auch wenn er nie einen Erreger im Pflanzensaft finden konnte. Ein paar Jahre später führten der Niederländer Martinus Beijerinck und der Russe Dimitri Iwanowski unabhängig voneinander die Arbeit Mayers fort. Sie nutzten die modernste Technik der damaligen Zeit, den sogenannten Chamberland-Filter, der Bakterien zurückhalten konnte. Beide Wissenschaftler kamen zum gleichen Ergebnis: Der Pflanzensaft blieb trotz Filtrierens infektiös.

Iwanowski schlussfolgerte, dass die Bakterien besonders klein sein mussten, in einem besonderen Stadium vorliegen würden oder der Filter schlichtweg kaputt war. Beijerinck hingegen schloss aus, dass die Tabakmosaikkrankheit von Bakterien oder Pilzen verursacht wurde, nachdem er sie weder beim Mikroskopieren finden noch sie aus dem Gewebe isolieren und kultivieren konnte. Auch die Theorie vom Toxin verwarf er, da die Verdünnung des Pflanzensaftes keine Auswirkung auf die Infektiosität und Pathogenität des Erregers hatte. Nur das Kochen konnte die Erreger unschädlich machen. Darüber hinaus beobachtete er, dass sich der Erreger innerhalb der Pflanze von Zelle zu Zelle ausbreitete und auf lebendiges Pflanzengewebe angewiesen war, um sich zu vermehren. Beijerinck nahm an, dass die Flüssigkeit selbst der Krankheitsauslöser sein musste. Er verwendete das Wort »Virus« aus dem Lateinischen für »flüssiges Gift«, um diesen neuen Krankheitserreger von den Bakterien abzugrenzen.

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