Milchsäure fürs Milieu |
Eine dysbiotische Vaginalflora ist zudem mit einem erhöhten Risiko für rezidivierende Harnwegsinfektionen assoziiert. In der Prophylaxe sieht Apothekerin Andrea Wohlers eine weitere Indikation für die Gabe von Milchsäure-Präparaten. »Häufig ist ein gestörtes vaginales Milieu die Ursache, mit der Folge eines erhöhten pH-Wertes rund um den Harnröhreneingang. Durch die anatomische Nähe gelangen Bakterien wie Escherichia coli aus dem Analbereich in die Scheide. Bei einem erhöhten pH-Wert können diese sich leicht vermehren und bis in die Harnwege aufsteigen, wo sie dann Beschwerden verursachen.«
Viele Frauen berichten, dass sie während der Menstruation oder nach dem Geschlechtsverkehr häufiger unter einer Harnwegsinfektion leiden. »Da rate ich dann dazu, das Vaginalmilieu unmittelbar nach der Menstruation beziehungsweise nach dem Geschlechtsverkehr für zwei bis drei Tage mit Laktobazillen oder der Milchsäure anzusäuern, um die körpereigene Mikrobiota zu stärken und die Vermehrung der unerwünschten Bakterien zu stoppen.«
Die Unterstützung und Regeneration der Vaginalschleimhaut mit Laktobazillen ist auch eine Indikation für wechseljahresbedingte Scheidentrockenheit. Da das Vorhandensein der Laktobakterien estrogenabhängig ist, ist ihre Konzentration vor allen Dingen ab den Wechseljahren vermindert. Und das spürt frau: Scheidentrockenheit ist das klassische Symptom unzureichender Produktion von Vaginalsekret. Aufgrund der abfallenden Hormonwerte werden die Schleimhäute schlechter durchblutet und jucken, brennen oder es entsteht ein unangenehmer Druck. Vor allem beim Geschlechtsverkehr kann die Schleimhaut abschilfern, was Schmerzen verursacht. Im Klimakterium werden Scheide und Harnwege anfälliger für Entzündungen und Infektionskrankheiten.
Aufmerksam, offen und zugewandt: So gelingt es der PTA, der Kundin die Scheu zu neh men, über Intimprobleme zu sprechen. / Foto: Getty Images/ AlexanderFord
Den meisten Frauen ist es unangenehm, über Beschwerden im Intimbereich zu sprechen. Das macht die Beratung für die PTA zur Herausforderung. Apothekencoach Andrea Wohlers weiß, wie man den Kundinnen die Scheu nimmt.
»Ich versuche zunächst, der Kundin geschlossene Fragen zu stellen, die sie einfach mit Ja oder Nein beantworten kann. Das fällt oft leichter, als detailliert über die Beschwerden zu sprechen«, erklärt die Apothekerin aus Eberbach. Sie erkundige sich dann beispielsweise, ob die Beschwerden schon häufiger aufgetreten sind, ob eher Juckreiz oder Schmerzen bestehen oder ob bereits ein Arztbesuch erfolgt ist. Dabei merke man schnell, ob die Kundin eher zurückhaltend reagiert oder doch ausführlicher antwortet.
Ein geschickter Schachzug sei es, wenn die PTA die Wortwahl der Kundin aufgreift. »Wenn sie sich öffnet, versuche ich, ihre Worte zu übernehmen. Das schafft eine Beziehung und die Kundin fühlt sich wahrgenommen.« Auch die Bedeutung der Körpersprache sei nicht zu unterschätzen. »Signalisieren Sie auch körpersprachlich maximale Aufmerksamkeit – durch eine aufrechte Haltung, einen interessierten Blick und konzentriertes Zuhören.«