Möglichst früh gegen Durchfall impfen |
| Caroline Wendt |
| 15.12.2021 09:00 Uhr |
Für gewöhnlich ist das Nuckeln an einem Schnuller oder Stillen ein probates Mittel, für Säuglinge eine entspannte Impfatmosphäre zu schaffen. Nicht so bei der Schluckimpfung gegen die Rotaviren. Bei einem Lebendimpfstoff wie der Rotaviren-Impfung können IgA-Antikörper aus der Muttermilch jedoch zu einer verminderten Wirksamkeit des Vakzins führen. Sie neutralisieren die Viren, indem sie an deren Oberfläche binden und den Eintritt in die Wirtszelle verhindern. Auch wenn dieser Effekt nicht einwandfrei belegt werden konnte, ist es ratsam – sofern der Stillrhythmus es zulässt – eine Stunde vor und eine Stunde nach der Impfung nicht zu stillen und so das direkte Zusammentreffen von Muttermilch und Vakzin zu verhindern. Die RKI-Experten weisen jedoch explizit darauf hin, dass aufgrund einer Rotavirus-Impfung nicht auf das Stillen verzichtet werden sollte.
Sollen Kinder an einem Tag mehrere Impfungen erhalten, ist es sinnvoll, die Rotaviren-Impfung zuerst zu geben. Die Schluckimpfung enthält Saccharose und schmeckt dadurch süß. Das wirkt schmerzreduzierend und kann daher eine darauffolgende Spritze erträglicher für die Kleinen machen.
Insgesamt ist die Impfung gut verträglich. Innerhalb der ersten Woche nach der ersten RV-Impfung kann allerdings eine sehr seltene Nebenwirkung auftreten. Es besteht möglichweise ein geringfügig erhöhtes Risiko, dass es zu einer sogenannten Darm-Invagination kommt. Hierbei stülpt sich ein oberer Darmabschnitt in einen darunterliegenden und der Darm schiebt sich an dieser Stelle teleskopartig zusammen.
Jedoch: Unabhängig von einer Impfung zeigen innerhalb des ersten Lebensjahres in Deutschland etwa 60 bis 100 von 100.000 Kindern das Beschwerdebild dieser Darm-Invagination Das Risiko, dass es nach einer Impfung gegen die Rotaviren zu einer Darmumstülpung kommt, wird mit zusätzlichen ein bis zwei Fällen pro 100.000 geimpfter Kinder angegeben.
Nach der ersten Impfung sollten Eltern daher verstärkt auf folgende Symptome achten. Schreien die Kinder schrill, haben starke Bauchschmerzen, anhaltendes Erbrechen oder blutige Stühle, ist umgehend der Kinderarzt aufzusuchen. Kinder, die eine Neigung zu Invaginationen haben, sollten die Impfung nicht erhalten. Je älter die Babys zu Beginn der Impfserie sind, desto wahrscheinlicher kann diese gefährliche Nebenwirkung auftreten. Deshalb gilt auch aus diesem Grund: möglichst frühzeitig impfen.
Die RV-Impfstoffe enthalten lebende, vermehrungsfähige Viren. Sie sind jedoch so abgeschwächt (attenuiert), dass sie keine Krankheitssymptome mehr auslösen. Als Schluckimpfung verabreicht ahmen die Impfviren den natürlichen Infektionsweg nach. Am Ende werden sie mit dem Stuhl ausgeschieden. Sie können auf andere Menschen übertragen werden, lösen jedoch keine Erkrankung aus.