Morbus Parkinson als Berufskrankheit |
Die kritische Auseinandersetzung mit den Stärken und Schwächen der Studien, die der Empfehlung zugrunde liegen – tierexperimentellen, In-vitro- und Beobachtungsstudien in der Bevölkerung sowie Metaanalysen – erlaubt laut Berg eine differenzierte Sicht auf das komplexe Thema. Hervorzuheben sei die dezidierte Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Substanzen und Substanzgruppen von Herbiziden, Fungiziden oder Insektiziden, die unter dem Sammelbegriff »Pestizide« als Pflanzenschutzmittel Verwendung finden.
»Die bisherigen Erkenntnisse dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass vieles noch unbekannt ist.« Denn bei der Verursachung der Parkinson-Krankheit spielten Umweltfaktoren wie eben die Pestizidexposition zwar eine wichtige Rolle. Aber es gebe natürlich noch andere Ursachen, allen voran genetische Veränderungen und Lebensstilfaktoren.
So sind Menschen mitunter genetisch enorm unterschiedlich ausgestattet, was ihr Immunsystem und Entgiftungsvorgänge in ihrem Körper anbelangt. »Entsprechend sind sie in Bezug auf Schadstoffe und somit auch Parkinson mehr oder weniger vulnerabel«, erläutert die Neurologin. Dasselbe gelte für Lebensstilfaktoren wie Ernährung oder Bewegung.
Was der ÄSVB jetzt empfehle, gebe erstmals eine einheitliche und wissenschaftlich fundierte Grundlage zur Prüfung des Vorliegens einer Berufskrankheit im Fall von Parkinson, so Berg. Zum einen könne Betroffenen und ihren Familien so medizinisch und finanziell besser geholfen werden. Zum anderen werde noch einmal unmissverständlich klar, wie wichtig Schutzkleidung für Personen ist, die mit Pestiziden arbeiteten. Zum Schutzarsenal der Arbeitsmedizin zählen Ganzkörper-Schutzanzüge, Schutzhandschuhe und festes Schuhwerk ebenso wie die Verwendung von schützenden Kabinenfahrzeugen und Atemmasken.
»Der Zusammenhang zwischen individueller hoher Belastung durch die in der wissenschaftlichen Empfehlung behandelten Pestizide und der Entstehung von Parkinson legt nahe, sich beim Einsatz dieser Pestizide ihrer Gefahren viel stärker bewusst zu werden, ihren Einsatz auch unter dem Aspekt des Schutzes vor neurodegenerativen Erkrankungen auf das Notwendigste zu beschränken und verstärkt nach für Mensch und Natur unschädlichen Ersatzstoffen zu suchen«, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme von DGN und DPG.