»Mpox ist nicht das neue Covid« |
Es zeigt sich: Falschbehauptungen aus der Pandemie werden gern eins zu eins auf Mpox übertragen. »Mit dem Thema Corona können Verschwörungsideologen zwar immer noch Leute erreichen, aber das Interesse daran ist schon sehr auf eine spezielle Gruppe gesunken«, erklärt Cemas-Experte Dittrich. Es gebe eben keine staatlichen Maßnahmen mehr, gegen die man mobilisieren könne.
»Wenn jetzt eine neue Krankheit auftaucht und es dafür eine Impfung gibt, dann wird das natürlich unter die gleiche Erzählung gefasst«, so der Rechtsextremismus-Forscher. »Dabei ist es den Verschwörungsideologen vollkommen egal, wie gefährlich Mpox ist, wie die Übertragung funktioniert oder welche Art von Impfung dagegen hilft.«
Klar muss sein: Die Krankheiten unterscheiden sich sehr deutlich voneinander. Allein schon der Übertragungsweg beider Viren unterscheidet sich erheblich – und damit auch ihr Ansteckungspotenzial. SARS-CoV-2 wird hauptsächlich über winzige Tröpfchen in der Luft, also die Atemwege übertragen. Bei Mpox hingegen ist Haut-zu-Haut-Kontakt der hauptsächliche Übertragungsweg. Dabei geht es vorwiegend um engen Haut-zu-Haut-Kontakt beim Sex oder beim engen Umarmen, Massieren und Küssen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) erläutert. Ansteckungsgefahr besteht vor allem bei Infizierten mit Ausschlag, Wunden oder Schorf.
Bisher ist nach RKI-Angaben in Deutschland noch kein einziger Mpox-Fall mit der Klade I nachgewiesen (Stand 31.08.), die nach vorläufigen Erkenntnissen häufiger schwere Krankheitsverläufe als die schon zuvor kursierende Virusvariante (Klade IIb) verursacht. Von der Klade IIb wurden vom RKI bisher rund 3800 Fälle bundesweit erfasst, der Großteil davon (rund 3700) von Frühsommer bis Herbst 2022.
»Mpox ist nicht das neue Covid«, stellt der WHO-Direktor für Europa, Hans Kluge, direkt Mitte August in Genf klar. Auf die Frage von Journalisten, ob wie bei der Corona-Pandemie Lockdowns bevorstehen, antwortet er mit: »Nein«. Die WHO rät auch nicht zum Tragen eines Mundschutzes.
Zudem sind Impfstoffe gegen Mpox längst verfügbar. Auch gegen sie wird in sozialen Medien mobil gemacht. »Das Grundproblem ist: Denjenigen, die Impfungen in der Pandemie abgelehnt haben, geht es größtenteils nicht tatsächlich um die konkrete Wirkung einer Impfung an sich«, sagt Dittrich. »Eine sehr große Mehrheit dieser Leute glaubt, es gebe gar kein Virus. Oder das Virus sei nicht gefährlich. Oder dass der Staat über Impfungen und Maßnahmen die Menschen kontrollieren wolle.«
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.