Mundgeruch ist manchmal ein Warnsignal |
Caroline Wendt |
17.01.2025 14:30 Uhr |
Einige Mundwässer enthalten Alkohol, der unter anderem desinfizierend wirken soll. Eine belgische Studie kam im Juni 2024 zu dem Ergebnis, dass der enthaltene Ethanol dem oralen Mikrobiom schaden kann. In einer randomisierten, kontrollierten, doppelblinden Crossover-Studie untersuchten die Wissenschaftler die bakterielle Besiedlung der Mundhöhlen von 59 Probanden. Diese nutzten drei Monate lang täglich entweder eine alkoholhaltige Mundspülung oder eine Placebolösung und wechselten anschließend die Behandlung.
Im Fachjournal »Journal of Medical Microbiology« berichteten die Forscher, dass sich bei der Verwendung des alkoholhaltigen Mundwassers vor allem zwei Bakterienarten vermehrt hatten: Fusobacterium nucleatum, welches Parodontose fördert und im Zahnbelag enthalten ist, und Streptococcus anginosus. Letzteres besiedelt generell die oberen Atemwege und verursacht neben Parodontose auch Karies oder Abszesse. Zudem sei es vermehrt bei Patienten mit Magen- oder Speiseröhrenkrebs zu finden.
Die Wissenschaftler schlussfolgerten, dass die regelmäßige Anwendung solcher Mundwässer nicht zur Abtötung krankmachender Bakterien beiträgt, sondern im Gegenteil deren Vermehrung fördert. Weitere Untersuchungen seien jedoch erforderlich, um diesen Zusammenhang eindeutig zu bestätigen.
Findet der Zahnarzt im Mund keinen Grund für anhaltenden Mundgeruch, müssen andere Experten auf die Suche gehen. So kann der Hals-Nasen-Ohren-Arzt untersuchen, ob die Ursache beispielsweise eine chronische Nasennebenhöhlen-Entzündung oder eine Erkrankung der Rachenmandeln ist. Weitere mögliche Ursachen sind Nasenpolypen oder eine sogenannte Stinknase. Letztere kann unter anderem durch den übermäßigen Gebrauch von abschwellenden Nasensprays entstehen.
Ein Hausarzt oder Internist kann überprüfen, ob der Mundgeruch von einer Erkrankung anderer Organe verursacht wird. So können beispielsweise eine chronische Bronchitis oder eine Lungenentzündung zu Mundgeruch führen. Oder der Geruch kommt aus dem Gastro-Intestinal-Trakt: Dann sind Speiseröhrendivertikel, Magenschleimhautentzündung oder Sodbrennen mögliche Auslöser.
Manchmal kann auch der Geruch selbst schon ein Indiz sein, welche Erkrankung vorliegt. So weist beispielsweise ein süßlicher, nach Aceton riechender Atem auf eine lang anhaltende diabetische Ketoazidose und damit auf Diabetes hin. Bei schwerem, akutem oder chronischem Nierenversagen riecht die Atemluft mitunter nach Urin. Hier gelangen Substanzen, die normalerweise über die Niere ausgeschieden werden, über das Blut in die Lunge und können ausgeatmet werden. Patienten mit Leberversagen können einen süßlich-modrigen Mundgeruch haben. Selten kann auch ein Tumor, beispielsweise im Mund-, Rachen- oder Nasenraum sowie im Gastro-Intestinal-Trakt, die Ursache für den schlechten Atem sein.