Mundtrockenheit und was dagegen hilft |
Bei der Medikationsanalyse in der Apotheke sollte der Faktor »anticholinerge Last«der verordneten Arzneimittel eine wichtige Rolle spielen. Grundregel: Die Dauermedikation der Patienten sollte in Absprache mit dem Arzt so umgestellt werden, dass der anticholinerge Score insgesamt maximal bei 3 liegt.
PTA und Apotheker können zusammen mit dem Arzt prüfen, ob es eine Arznei-Alternative gibt, die keine Auswirkungen auf die Speicheldrüsen zeigt. Auch schwächere Anticholinergika oder eine Dosisreduktion kommen in Betracht. Manchmal ist es für die Patienten auch ein Trost, dass die Mundtrockenheit eher in der Anfangsphase einer Medikamenteneinstellung auftritt, etwa bei Clonidin oder Moxonidin.
Auch zu berücksichtigen: Ist das Trockenheitsgefühl vorwiegend abends quälend, trinken die Betroffenen mehr. Häufige nächtliche Toilettengänge mit erhöhtem Sturzrisiko und Tagesmüdigkeit sind die Folgen. Möglicherweise können Arzneimittel mit anticholinerger Nebenwirkung bevorzugt morgens eingenommen werden; dann ist diese Nebenwirkung am Abend nicht mehr so spürbar. Zudem kann das Apothekenteam empfehlen, zuckerfreie Bonbons anstatt eines Getränks zur Linderung der Trockenheit zu bevorzugen.
In der Beratung ist zu berücksichtigen, dass es auch rezeptfreie Wirkstoffe mit anticholinergen Eigenschaften gibt. Bei älteren Patienten sollte das Apothekenteam grundsätzlich immer Arzneimittel mit einem geringen anticholinergen Potenzial empfehlen. Bei einer Allergie sind dies Antihistaminika der zweiten Generation, also etwa Azelastin, Cetirizin, Ketotifen und Loratadin.
Bei gastrointestinalen Beschwerden und leichten Schlafstörungen sollten pflanzliche Präparate bevorzugt werden, anstatt solche mit Doxylamin oder Diphenhydramin. Auch wenn der spasmolytische Wirkstoff Butylscopolamin aufgrund seiner chemischen Eigenschaften die Blut-Hirn-Schranke vermutlich nicht passieren kann und daher eher keine zentrale anticholinerge Wirkung auslöst, können periphere anticholinerge Effekte auftreten.
Der Enkephalinase-Hemmer Racecadotril ist eine mögliche Alternative bei akuter Diarrhö für Patienten, die bezüglich anticholinerger Effekte gefährdet sind. Loperamid ist aufgrund seiner Wirkweise ein Agonist an peripheren Opioid-Rezeptoren und kann darüber anticholinerge Nebenwirkungen anderer Arzneimittel verstärken, zum Beispiel Harnretention.