Neues bei Migräne und Lupus |
Sven Siebenand |
15.03.2023 08:30 Uhr |
Die Lupus-Nephritis (LN) ist eine schwere Manifestation des systemischen Lupus erythematodes (SLE), einer chronischen Autoimmunerkrankung, die zu einem irreversiblen Nephronverlust führen kann. Das Immunsystem greift bei LN die Nieren an und verursacht Entzündungen und Nierenschäden. 40 bis 60 Prozent der Betroffenen mit SLE entwickeln im Laufe ihres Lebens eine LN. Nachdem vor einiger Zeit der Antikörper Belimumab für die LN-Behandlung zugelassen wurde, folgt nun eine weitere Option – die erste orale in der EU: Voclosporin (Lupkynis® Weichkapseln, Otsuka Pharma). Das Präparat wird angewendet in Kombination mit Mycophenolat-Mofetil für die Behandlung von Erwachsenen mit aktiver LN der Klassen III, IV oder V (einschließlich gemischter Klassen III/V und IV/V).
Voclosporin hört sich so ähnlich an wie Ciclosporin. Und tatsächlich wirkt der Neuling ebenso als Immunsuppressivum, genauer gesagt als Calcineurin-Hemmer. Calcineurin ist im Körper an der Aktivierung von T-Lymphozyten beteiligt. Durch das Blockieren von Calcineurin reduziert Voclosporin Entzündungen und andere Symptome der LN.
Die empfohlene Dosis beträgt zweimal täglich 23,7 mg. Allerdings sind Dosisanpassungen gegebenenfalls vorzunehmen, etwa aufgrund einer eingeschränkten Nieren- oder Leberfunktion. In der Fachinformation von Lupkynis finden sich dazu nähere Hinweise. Zudem wird darauf hingewiesen, regelmäßig die Nierenfunktion zu überprüfen. Bei schwerer Leber- und Nierenfunktionsstörung wird von der Einnahme von Voclosporin abgeraten, ebenso bei einem Alter von mehr als 75 Jahren.
Auch hinsichtlich Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ist einiges zu beachten. Voclosporin wird durch das Enzym CYP3A4 verstoffwechselt. Die gleichzeitige Einnahme von starken CYP3A4-Hemmern ist kontraindiziert. Im Falle von moderaten CYP3A4-Inhibitoren muss die Tagesdosis von Voclosporin gemäß Fachinformation ebenfalls reduziert werden. Andersherum wird die gleichzeitige Gabe starker und moderater CYP3A4-Induktoren mit Voclosporin nicht empfohlen.
Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen von Voclosporin zählen Verringerung der glomerulären Filtrationsrate und Bluthochdruck. Unter anderem dazu finden sich gesonderte Warnhinweise in der Fachinformation. Beispielsweise wird darin auch eine regelmäßige Blutdruckkontrolle thematisiert. Weitere Warnhinweise beziehen sich unter anderem auf ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs und das Auftreten von schwerwiegenden Infektionen. Betroffene sollten sich daher vor zu viel Sonnenlicht schützen und sie sollten engmaschig auf Infektionen überwacht werden.
Ebenfalls ist es erforderlich, wegen einer möglichen Hyperkaliämie den Kaliumspiegel zu kontrollieren. Auch sollte man bedenken, dass die Anwendung von Voclosporin in Kombination mit anderen Arzneimitteln, die bekannterweise das QTC-Intervall am Herzen verlängern, zu einer klinisch signifikanten QT-Verlängerung führen kann. Zudem können Immunsuppressiva wie Voclosporin die Reaktion auf Impfungen beeinflussen. Die Anwendung von abgeschwächten Lebendimpfstoffen sollte man vermeiden.
In der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht zum Einsatz von Lupkynis geraten. Bei Stillenden ist zu entscheiden, ob sie abstillen oder auf die Voclosporin-Einnahme verzichten.