Noch mehr Beratung bei Asthma |
Isabel Weinert |
11.03.2019 11:56 Uhr |
Reicht die Medikation von Stufe 2 nicht aus, sollen Erwachsene auf Stufe 3 die Dosis des Controllers erhöhen. Oder die Dosierung bleibt wie auf Stufe 2, aber es kommt noch ein lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum (LABA, long acting beta agonists) hinzu. Ab Stufe 4 entfällt diese Wahlfreiheit, und die mögliche Dreierkombi aus Stufe 3 wird zur Pflicht. Bei schwersten Asthmaformen klettert die Therapie auf Stufe 5. Hier werden die Medikamente von Stufe 4 mit Tiotropium und/oder Biologika ergänzt. Zu letzteren zählen der Anti-IgE-Antikörper Omalizumab und der Anti-IL-5-Antikörper Mepolizumab. Systemische Glucocorticoide sieht der Stufenplan ab Stufe 5 vor. Sie sollten intermittierend oder wenn dauerhaft, dann in der geringstmöglichen Dosis zum Einsatz kommen. Für Kinder gelten teilweise andere Regeln. Brauchen sie etwa speziell vor dem Sport regelmäßig ein SABA, muss bei ihnen auch die antientzündliche Therapie angepasst werden. Bei Kindern und Erwachsenen kann bei Anstrengungsasthma neben einem SABA auch ein Leukotrienantagonist (LTAG) zum Einsatz kommen.
In der Beratung liegt ein Schwerpunkt darauf, das verordnete Inhalationssystem zu erklären und sich vom Patienten zeigen zu lassen, ob er die Handhabung verstanden hat. Kann er die Erklärungen partout nicht umsetzen, lassen sich in Bezug auf Rabattverträge pharmazeutische Bedenken geltend machen. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Patienten mit Asthma sollten Augentropfen, die Betablocker enthalten, mit Vorsicht einsetzen, weil bereits eine leichte Betablockade an den Beta-2-Rezeptoren der Bronchialschleimhaut zu einer Verkrampfung der Bronchien führen kann, so Dr. Nina Griese Mammen, Leiterin des Geschäftsbereichs Arzneimittel der ABDA auf dem Fortbildungskongress Pharmacon in Schladming. Das gelte für nicht kardioselektive Substanzen. Erwachsene Asthmatiker, vor allem solche mit unkontrolliertem Asthma, erkranken zudem häufiger an Vorhofflimmern. Menschen mit unkontrolliertem Asthma kann deshalb der Rat helfen, das Herz auf Vorhofflimmern untersuchen zu lassen.
Gerade Jugendliche mit Asthma sollten nicht anfangen zu Rauchen. / Foto: colourbox.com
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD von einem Asthma bronchiale abzugrenzen, ist nicht immer einfach – zumal es auch eine Erkrankung mit Symptomen beider Erkrankungen gibt, ACOS, das Asthma-COPD-Overlap-Syndrom. Es tritt zum Beispiel bei Menschen auf, die rauchen und Allergien haben.
COPD ist laut AWMF-Leitlinie definiert als persistierende und in der Regel voranschreitende Atemwegsobstruktion, der neben einer Entzündung der kleinen Atemwege (obstruktive Bronchiolitis) eine Destruktion von Lungengewebe (Emphysem) zugrunde liegt.
Die Zahl der COPD-Patienten weltweit ist zwischen 1990 und 2015 von 121 Millionen auf 174,5 Millionen Patienten gestiegen. Das liegt vor allem daran, dass die Bevölkerung wächst und die Menschen älter werden. Die Hauptursache für COPD ist unangefochten das Rauchen. Allerdings gibt es auch Menschen, die daran erkranken, ohne je passiv oder aktiv geraucht zu haben. Für Raucher mit COPD ist es zunächst am wichtigsten, von der Zigarette loszukommen. Obgleich häufig ein aussichtsloses Unterfangen, Patienten davon zu überzeugen, sollten PTA und Apotheker immer wieder auf die Möglichkeiten der Nikotinentwöhnung hinweisen.
Gegen COPD kommen inhalative Beta-2-Sympathomimetca und Anticholinergica zum Einsatz. Ein Teil der schwerkranken COPD-Patienten profitiert von Roflumilast, einem selektiven PDE-4-Inhibitor. Während inhalative Corticoide bei Asthmapatienten früh eingesetzt werden, zeigen sie bei COPD nur in schweren Fällen Vorteile. Verschlechtert sich eine COPD akut, hilft die systemische Gabe eines Corticoids, solange, bis die Beschwerden wieder auf das normale Niveau abgeklungen sind.