Norovirus sorgt für lästiges Sommerübel |
Wie sieht es mit weiterer medikamentöser Unterstützung aus, können Antiemetika und Antidiarrhoika die Symptome mildern? Die Autoren der Leitlinie sprechen für Antiemetika eine »Kann«-Empfehlung für Erwachsene aus. Metoclopramid, Dimenhydrinat, Ondansetron und andere Setrone können kurzfristig zum Einsatz kommen. Kleinkinder unter drei Jahren sollen die antiemetischen Wirkstoffe Dimenhydrinat oder Diphenhydramin nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nur unter strenger Indikation und sorgfältiger Beachtung der Dosierung bekommen. Auch wenn einige dieser Substanzen in der Pädiatrie durchaus gute Erfolge in Studien gezeigt haben, muss die Nebenwirkungslage streng beurteilt werden, zum Beispiel das Risiko für QTc-Zeit-Verlängerungen oder Krampfanfälle.
Eine »Kann«-Empfehlung geben die Leitlinienautoren auch für den Motilitätshemmer Loperamid (wie Imodium®). Das oral wirksame synthetische Antidiarrhoikum bindet an die μ-Opioidrezeptoren in der Darmwand und reduziert den Stuhldrang durch Hemmung der propulsiven Peristaltik und Erhöhung des Tonus im Analsphinkter. Zudem wirkt Loperamid antisekretorisch durch Hemmung von Calmodulin und Beeinflussung der intrazellulären Calciumkonzentration. Loperamid kann bei Erwachsenen mit akuter Gastroenteritis ohne Fieber und Blut im Stuhl für maximal 48 Stunden verwendet werden. Bei Kindern soll es nicht zum Einsatz kommen.
Der Enkephalinase-Hemmer Racecadotril (Vaprino®), der nach oraler Gabe und hydrolytischer Spaltung zum Metaboliten Thiorphan aktiviert wird, ist ist bezüglich seiner klinischen Wirksamkeit mit Loperamid vergleichbar. Enkephaline hemmen über δ-Opioidrezeptoren die Sekretion von Wasser und Elektrolyten in das Darmlumen. Racecadotril wird hauptsächlich zur Therapie der Reisediarrhö angewendet; ansonsten hat es in Deutschland nur wenig Bedeutung.
Für andere Antidiarrhoika wie Uzarawurzel, getrocknetes Apfelpulver, Tannine, Heilerde, Kohle und Myrrhe fehlen Evidenzen und sollen daher laut Leitlinie nicht zum Einsatz kommen. Genauso sieht es für die Gabe von Probiotika aus: Mehr als 95 Prozent der Leitlinienautoren sprechen sich gegen den Einsatz von Probiotika aus. Weder für Kinder noch für Erwachsene gibt es eine hinreichende Evidenz für den routinemäßigen Einsatz von Probiotika bei einer akuten infektiösen Magen-Darm-Infektion.