»Nur das Wir bringt uns weiter!« |
»Wir sind nicht nur in eigener Sache hier, wir sprechen auch für die Bevölkerung«, so Wagner, dessen Frau die See-Apotheke führt. Unter den Passanten, die sich vor Ort informierten, war die Resonanz für den Protest durchweg positiv. Auch die vielen Wartenden, die sich im Hintergrund des Protests in die Schlange vor der Notdienstklappe der Sauter-Apotheke einreihen mussten, um ihre Medikamente zu bekommen, waren verständnisvoll.
»Klar, ist das jetzt nervig, hier anstehen zu müssen«, so ein junger Mann auf Anfrage der PZ. Aber er könne die Forderungen nach mehr Honorar nachvollziehen. Seit zehn Jahren keine Honorarerhöhung, dass sei auch vor dem Hintergrund der deutlichen Inflation schon heftig, so der Tenor vieler Passanten. Etliche Wartende hoben auch ihren Unmut über die permanente Nicht-Verfügbarkeit von Medikamenten hervor. Und zeigten Verständnis für den Ärger der Apothekerschaft über die mangelnde politische Wertschätzung ihres täglichen Engpass-Managements.
Unterstützung und Rückhalt für ihren Protest erhielten die Apothekerinnen und Apotheker auch von Ärzteseite, wie Dorothee Endepols, Apothekerin aus Überlingen, der PZ berichtete. »Die Reaktionen sowohl der Patienten in unserer Apotheke, als auch die der umliegenden Ärzte waren sehr positiv«, so die Inhaberin der Plummen-Apotheke.
Bei der Demo ging es neben den konkreten Forderungen der Apothekerschaft auch viel um das Wir-Gefühl. Um das »Gemeinsam an einem Strang ziehen«. »Wir sind wir! Wir sitzen alle gemeinsam in einem Boot, um gegen mangelnde politische Unterstützung und die Ignoranz der Kassen gegenüber unserer Arbeit anzugehen«, betonte Wagner. »Nur das Wir bringt uns weiter!«
Mitinitiator Michael Dohm beendete die Kundgebung mit den Worten: »Heute sind viele Apotheken aus einem großen regionalen Bereich zusammengekommen. Das ist ein großes und starkes Signal«, so der Apotheker, der auch Sprecher des Notdienstkreises Hegau ist. Gegenüber der PZ sagte er: »Ich freue mich sehr, heute hier so viele weiße Kittel zu sehen.«
Enttäuscht ist er von der Politik. Leider war keiner der drei geladenen Politikvertreter erschienen. Da hätte er sich mehr Unterstützung erhofft. Eingeladen zur Demo war etwa Andreas Jung (CDU), Mitglied des CDU-Parteivorstands. Er sei leider verhindert, hieß es. Aber es soll demnächst ein Gespräch mit ihm geben zusammen mit Diana Stöcker, Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag, war zu vernehmen. Die Apotheker bleiben also in der Tat am Ball.