Nur kleine Tamoxifen-Packungen abgeben |
Laut BfArM sind die Ursachen des Versorgungsmangels »vielgestaltig«. Eine einzige Ursache könne nicht definiert werden, vielmehr führten »Wechselwirkungen verschiedener Effekte« zur kritischen Versorgungssituation. Die Herstellung von Tamoxifen sei komplex und aufwändig. Es bedürfe mehrerer Wochen Vorlaufzeit für die weitere Produktion. Eine vorgezogene Produktion von Chargen haben die Pharmaunternehmen angestoßen, was auf neue Verfügbarkeiten Ende April hoffen lässt.
Der Verband Pro Generika sieht den niedrigen Erstattungspreis, den die Krankenkassen festlegen, als eine Ursache für den Lieferengpass bei Tamoxifen. »Egal ob die Produktionskosten steigen oder ein kostenaufwändiger Transfer zu einem anderen Zulieferer nötig wird: Ein Hersteller erhält für die Dreimonatspackung Tamoxifen 8,80 Euro.« Das bedeutet: Ein Hersteller müsse zu diesem Preis kostendeckend produzieren. Schafft er das nicht, müsse er sich aus der Versorgung zurückziehen.
Letzteres sei in den vergangenen Jahren bei Tamoxifen auf allen Ebenen der Lieferkette geschehen. Die Folge sei eine gefährliche Marktverengung. Gab es Ende 2006 noch 19 Hersteller von Tamoxifen-Arzneimitteln in Deutschland, sind es heute nur noch vier, die den Großteil des Marktes versorgen und dabei zum Teil auf identische Zulieferer zurückgreifen.
Blickt man über die Landesgrenzen auf die Preise, die andere Gesundheitssysteme für Tamoxifen bezahlen, fällt auf: Kaum ein westeuropäisches Land gibt so wenig für dieses Arzneimittel aus wie Deutschland. Schon in direkter Nachbarschaft bezahlen die Krankenkassen deutlich mehr. Rund das Doppelte ist es in Frankreich und den Niederlanden sowie das Sechsfache in Österreich.