Pilze: Vom Untermieter zum Krankheitserreger |
Candida albicans setzt sich gerne an Katheterwänden ab, wie hier unter dem Rasterelektronenmikroskop zu sehen. In deutschen Intensivstationen sind Candida-Arten nach Staphylokokken und Enterokokken die dritthäufigsten Erreger nosokomialer Infektionen. / Foto: Science Photo Library/DENNIS KUNKEL MICROSCOPY
In andere innere Organe dringen Pilze nur selten vor. Solche invasiven Mykosen treffen in Deutschland etwa 13.000 Menschen pro Jahr, fast ausschließlich immungeschwächte Personen. Die Häufigkeit ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen – vor allem deshalb, weil es immer mehr Risikopatienten gibt. Am größten ist die Gefahr bei einem lang anhaltenden Mangel an weißen Blutkörperchen, einer sogenannten Granulozytopenie. Sie ist häufig die Folge einer Chemotherapie. Auch Patienten mit Leukämie, nach einer Organ- oder Stammzelltransplantation, einer größeren Bauchoperation, einer im Krankenhaus behandelten schweren Influenza oder chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sind gefährdet. Eine längere Therapie mit Glukokortikoiden oder Breitbandantibiotika begünstigt eine invasive Pilzinfektion.
In deutschen Intensivstationen sind Candida-Pilze nach Staphylokokken und Enterokokken die dritthäufigsten Erreger der gefürchteten nosokomialen (Krankenhaus-) Infektionen. Meist kommen die Keime über einen Katheter, offene Wunden oder den Verdauungstrakt in die Blutbahn. Sie können einzelne Organe befallen und/ oder eine lebensgefährliche Blutvergiftung auslösen. Je nach Ausbreitung äußert sich das durch ganz unterschiedliche Symptome; bei einer solchen Sepsis treten meist hohes Fieber, Benommenheit und Herz-Kreislauf-Probleme auf. Systemische, also sich innerhalb des Körpers ausbreitende Pilzinfektionen sind potenziell lebensbedrohlich: Die Sterblichkeit beträgt in Deutschland etwa 30 Prozent.
Seine Verbreitung ist im Auge zu behalten: Candida auris, ein neuer Vertreter unter den Hefe-Arten. / Foto: Getty Images/KATERYNA KON/SCIENCE PHOTO LIBRARY
Zunehmend von sich reden macht seit den vergangenen Jahren eine Art, die bis 2009 noch überhaupt nicht bekannt war: Candida auris. Im Gegensatz zu anderen Candida-Spezies wird sie auch von Mensch zu Mensch übertragen. Dadurch kam es unter anderem in den USA, Großbritannien und Indien zu größeren lokalen Ausbrüchen von Blutvergiftungen und Wundinfektionen. Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC (Centers of Disease Control) wertet den Pilz bereits als globale Bedrohung – vor allem, weil die Infektionen schwierig zu diagnostizieren und noch schwieriger zu behandeln sind. Die Candida-Art ist gegen gängige Antimykotika resistent. In Deutschland ist das Risiko einer Ansteckung bisher sehr gering.