Probiotika für die Haut |
Mit Cremen das Hautmikrobiom stärken: Das geht mit probiotischen Kosmetika. / © Adobe Stock/Strelciuc
Es folgt einem gewissen Prinzip: Eine eigentlich zur physiologischen Hautflora gehörende Bakterienspezies gewinnt aus den unterschiedlichsten Gründen die Überhand – und schon sind die Symptome da. »Es gibt auffällige Zusammenhänge zwischen Hauterkrankungen und Dysbiosen im Hautmikrobiom«, sagte Professorin Dr. Michaela Axt-Gadermann, Dermatologin an der Hochschule Coburg, bei einer vom Unternehmen Allergosan ausgerichteten Presseveranstaltung.
»Bei der Rosazea ist es die Haarbalgmilbe Demodex folliculorum, die sich verstärkt nachweisen lässt, bei Akne ist es vor allem Cutibacterium acnes, wie das ehemalige Propionibacterium acnes genannt wird, das sich vor allem in der Pubertät in der fettiger werdenden Haut vermehrt und zu Komedonen und entzündeten Knötchen führt. Und bei Neurodermitis-Patienten hat sich Staphylococcus aureus als zentraler Keim herausgestellt, der das Hautmikrobiom in eine Dysbiose führt«, so Axt-Gadermann, die seit Jahren die Interaktionen der Mikrobiome von Darm und Haut beforscht.
Die Verschiebungen im Hautmikrobiom sind bei atopischer Dermatitis besonders prägnant. Auf entzündeten Hautstellen überwächst S. aureus alle anderen Bakterien, die Diversität der Mikrobengemeinschaft verringert sich. »S. aureus dominiert und verdrängt andere Arten, die dem gesunden Hautmikrobiom angehören wie Laktobazillen oder Cutibakterien. Der pH-Wert der Haut steigt, ist also weniger sauer, was den Säureschutzmantel der Haut schwächt. Staphylokokken fördern Entzündungen und Ekzeme – letztendlich ein Teufelskreis. Besonders auffällig ist die Korrelation der Menge von S. aureus mit dem Schweregrad der Krankheit«, erklärte die Dermatologin.
Das Hautmikrobiom bestimmt, ob es zu Hauterkrankungen kommt. / © Adobe Stock/fotogurmespb (generiert mit KI)
»Was den eigentlichen Auslöser von entzündlichen Hauterkrankungen betrifft, führten wir lange Zeit eine Art Henne-Ei-Diskussion. Sind die veränderten Keimspektren Folge der veränderten immunologischen Hautbedingungen oder sind sie ursächlich? Neuere Studien belegen nun jedoch, dass Dysbiosen des Darms und der Haut atopischen Erkrankungen vorausgehen und damit als Urheber gelten können. Die Vermehrung von S. aureus ist also nicht sekundär die Folge der entzündlichen Bedingungen auf der Haut, sondern Grund der Symptome«, so Axt-Gadermann.
Die üblicherweise in der Therapie von entzündlichen Hauterkrankungen verwendeten Glucocorticoid- oder Antibiotika-haltigen Topika sieht die Mikrobiomexpertin kritisch. Sie drängten zwar S. aureus und auch die dadurch verursachte Entzündung deutlich zurück. »Doch allein schon durch enthaltene Konservierungsmittel wird das dermale Mikrobiom weiter empfindlich geschädigt. Konservierungsmittel unterbinden nämlich nicht nur in der Zubereitung das Bakterienwachstum, sondern auch am Applikationsort, wie meine Arbeitsgruppe nachweisen konnte. Insofern wird es mit Steroiden und Co. nur zu einer vorübergehenden Besserung der Symptomatik kommen.«