PTA-Forum online
Hoher Leidensdruck

Reizdarm – Stress in Dauerschleife

Lange Zeit galt das Reizdarmsyndrom zu Unrecht als psychosomatische Erkrankung oder Verlegenheitsdiagnose. Heute kennt die Medizin nicht nur mögliche Auslöser und zugrundeliegende organische Veränderungen, sondern auch effektive Therapien.
Clara Wildenrath
16.07.2021  15:00 Uhr

Veränderte Signale

In Studien ließ sich nachweisen, dass die Dichte von bestimmten Nervenfasern im Darm von Reizdarm-Betroffenen erhöht ist. Das könnte erklären, dass Betroffene empfindlicher auf Dehnungsreize der Darmwand reagieren. In Testreihen spürten sie einen geblähten Ballon im Enddarm früher als Gesunde und empfanden ihn bereits bei geringerer Füllung als schmerzhaft. Blähungen oder ein vermehrter Darminhalt verursachen bei ihnen also schneller Schmerzen. Auch bei der Signalverarbeitung im Gehirn fanden sich Unterschiede zwischen gesunden und Reizdarm-Probanden. Mehrere Studien belegen zudem, dass beim RDS häufig der leistungssteigernde Sympathikusnerv übererregbar ist, während der Parasympathikus als »Ruhenerv« weniger stark aktiviert wird.

Ein weiterer Mosaikstein der Krankheitsentstehung ist die veränderte Darmbewegung, Motilität genannt. Bei Patienten mit häufigem Durchfall ist die Darmmotilität in der Regel erhöht, was zu einer beschleunigten Darmpassage führt. Im Gegensatz dazu findet sich beim Reizdarm vom Obstipations-Typ eine Verlangsamung. Eine zu schnelle Beförderung des Darminhalts ist darüber hinaus häufig mit einer erhöhten Gallensäureausscheidung verbunden. Auch der Stuhl von Betroffenen unterscheidet sich von Darmgesunden: So lassen sich beispielsweise veränderte Konzentrationen an kurzkettigen Fettsäuren nachweisen. Vor allem das Verhältnis von Propionsäure und Buttersäure wies in Studien bei Patienten ein typisches Muster auf.

Bedeutung Mikrobiom

Deutliche Unterschiede zeigten sich außerdem in der Zusammensetzung der Darmflora. Im Vergleich zu gesunden Menschen fanden sich in einigen Studien bei RDS-Patienten mehr Proteo- und Firmicutes-Bakterien. Die Zahl an Acinetobacter, Bacteroides und Bifidobakterien war dagegen verringert. Dabei schien der Artenreichtum des Darmmikrobioms auch mit dem Schweregrad der Erkrankung zusammenzuhängen. Von einer mikrobiellen Analytik des Darmmikrobioms zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken rät das Leitlinienteam allerdings ab. Ob eine Dysbiose von kausaler Bedeutung für die Krankheitsentstehung ist, konnten Wissenschaftler bisher nicht eindeutig klären.

Relativ sicher ist dagegen, dass genetische Faktoren eine gewisse Rolle spielen. Einig sind sich die Experten des Leitliniengremiums auch, dass der Reizdarm durch eine Darmentzündung ausgelöst werden kann: Oft kommt es nach einer überstandenen bakteriellen oder viralen Infektion des Verdauungstrakts oder nach einer nicht infektiösen Erkrankung wie Morbus Crohn zu einer langanhaltenden Reizdarmsymptomatik. Eine vorangegangene Antibiotikatherapie begünstigt die Erkrankung offensichtlich ebenfalls.

Auch Patienten mit einer akuten oder früheren Essstörung entwickeln oft einen Reizdarm. Auffällig ist zudem die häufige Vergesellschaftung mit sogenannten somatoformen Störungen – also körperlichen Symptomen, die sich nicht auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Dazu gehören beispielsweise das chronische Erschöpfungssyndrom, der Reizmagen (funktionelle Dyspepsie) und die Fibromyalgie. Auch psychische Erkrankungen begleiten nicht selten ein Reizdarmsyndrom – in erster Linie Angsterkrankungen und Depressionen. Sie können sowohl in Folge der belastenden Beschwerden auftreten als auch eine Rolle bei deren Manifestierung spielen.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa