Schlafapnoe im Griff |
Per Nasenmaske wird eine Überdruckatmung erzeugt – das soll nächtlichen Atemaussetzern bei einer Schlafapnoe vorbeugen. / © Adobe Stock/Hope
»Eigentlich gibt es keinen Grund, sich schnarchend, müde und mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko durchs Leben zu quälen«, sagt Professor Dr. Ingo Fietze. Der Schlafmediziner ist seit fast 35 Jahren Experte für Schlafstörungen und Schlafapnoe an der Charité in Berlin. Derzeit sei in Deutschland nur gut ein Fünftel der 14 Millionen Schlafapnoe-Betroffenen erkannt und in Behandlung – 30 Prozent der betroffenen Männer und 13 Prozent der Frauen.
Laut Fietze liegt das erstens am Unwissen der Bevölkerung über das Krankheitsbild. Zweitens fragten Ärzte in den hausärztlichen oder internistischen Praxen zu selten nach der Schlafqualität ihrer Patienten; ein Screening etwa auf Schlafapnoe gibt es nicht, auch nicht für Berufsgruppen wie Lkw-Fahrer oder Piloten. Dazu kommt: Es gibt es zu wenig Schlafmediziner in Deutschland und damit Wartezeiten von bis zu einem Jahr für einen Ersttermin.
Mit seinem 2024 erschienenen Ratgeber »Schlafapnoe – Symptome erkennen, die Schlafstörung behandeln und zu einem erholsamen Schlaf finden« setze Schlafmediziner Fietze bei der Baustelle bessere Aufklärung der Bevölkerung an, wie er gegenüber PTA-Forum erklärt. Der mögliche Apnoekandidat soll anhand der Lektüre zu seinem eigenen Coach werden und, falls die Beschreibungen auf ihn zutreffen, möglichst einen Schlafmediziner aufsuchen.
Zunächst einmal: Was macht eigentlich einen gesunden Schlaf aus? Dazu gehören folgende Punkte:
Dunkelheit, Stille, eine Raumtemperatur zwischen 17 und 22 °C und ein bequemes Bett samt Zubehör fördern die gesunde Nachtruhe. Nach acht Stunden Schlaf sollte man dann für rund 16 Stunden wach und nicht schläfrig sein.
Ist man jedoch nicht nur müde, sondern tagesschläfrig, schläft also etwa hinter dem Steuer oder während des Mittagessens ein, kann das laut Fietze ein Alarmzeichen für einen qualitativ schlechten Schlaf sein. Das sollte unbedingt von einem Schlafmediziner abgeklärt werden.
Häufige Ursachen für einen nicht erholsamen Schlaf sind laut Fietze ein selbst verursachtes Schlafdefizit und Schlafstörungen. Ausgeschlossen werden sollten Symptome beziehungsweise Erkrankungen wie Tinnitus, Juckreiz, Schmerzen, Herzrhythmusstörungen, psychische Störungen und eine Schilddrüsenerkrankung. Auch verschiedene Medikamente, Alkohol, Koffein und Drogen inklusive Cannabis können den Schlaf stören.
Es gibt knapp 90 verschiedene Schlafstörungen, die sechs häufigsten Gruppen sind:
Bei etwa einem Drittel der Erwachsenen kommen schlafbezogene Atmungsstörungen wie etwa die Schlafapnoe vor. Etwas mehr als 10 Prozent haben eine chronische Insomnie, 5 bis 10 Prozent (vor allem über 60-Jährige) das Restless-Legs-Syndrom.