Schmerzen im ganzen Körper |
Die Leitlinie zur Therapie der Fibromyalgie betont, dass oft nicht eine Behandlungsform allein die Beschwerden verbessert, sondern eine Kombination verschiedener Ansätze. Die Wirkung klassischer Schmerzmittel ist erfahrungsgemäß bei Fibromyalgie eher gering, Nebenwirkungen aber vor allem bei entzündungshemmenden Schmerzmitteln wie nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) sind wahrscheinlich. Antidepressiva wiederum können zwar bei etwa der Hälfte der Betroffenen den Schlaf verbessern, Schmerzen mindern und Verspannungen lösen, aber nur für einen gewissen Zeitraum. Ihre Dosis in der Fibromyalgie-Therapie ist im Übrigen deutlich geringer als bei der Behandlung von Depressionen, ein Gewöhnungseffekt ist nicht bekannt. Nicht hilfreich für Fibromyalgie-Patienten sind Betäubungsmittel oder Corticoid-Präparate.
Wichtig sei, Betroffene im Beratungsgespräch darauf hinzuweisen, dass sie Antidepressiva oder auch Antikonvulsiva nicht bekommen, weil sie an Depressionen oder Krämpfen litten, betont Häuser. »Die PTA sollte erklären, dass diese Medikamente lediglich die Nerven-Botenstoffe ansprechen, die auch bei Angsterkrankungen und Depressionen eine Rolle spielen. Daher werden diese Medikamente auch Schmerzmodulatoren genannt.« Seiner Erfahrung nach nehmen einige Fibromyalgie-Betroffene die Medikamente nicht ein, wenn sie die Zusammenhänge nicht verstehen.
Die wichtigere Rolle bei der Behandlung von Fibromyalgie spielt den Experten zufolge aber ohnehin die nicht-medikamentöse Therapie. Helfen können den Betroffenen laut Waltering zum Beispiel gymnastische Übungen. »Sie lockern die Muskeln auf. Damit sie nicht zu Schmerzen führen, ist es wichtig, langsam zu beginnen, sich vorher zu dehnen und sich vorsichtig zu steigern.« Gut verträglich sei auch Bewegung in warmem Wasser. Als weitere geeignete Bewegungsformen nennt er Gehen, Nordic-Walking, Schwimmen, Fahrradfahren, Tanzen oder Muskelaufbautraining.
Weil die Krankheit meist auch psychische Beschwerden mit sich bringt, hält Waltering in den meisten Fällen auch eine psychologische Behandlung für sinnvoll. Schließlich können Entspannungstechniken helfen, so etwa Muskelentspannung nach Jakobsen, Autogenes Training, Meditation, Biofeedback, Entspannung durch Fantasiebilder und auch Techniken zur Schmerzbewältigung. Menschen mit Fibromyalgie werde manchmal gesagt, dass man nichts gegen die Schmerzen tun könne, sagt Waltering. Studien zeigten jedoch, dass es durchaus Behandlungen gibt, die die typischen Beschwerden lindern können. »Außerdem kommen viele Erkrankte mit der Zeit mit ihren Schmerzen besser zurecht. Sie finden heraus, welche Aktivitäten sie sich zumuten können – und wann es besser ist, kürzerzutreten.«