Schmerzen sind die Regel |
Neben mehr Sport, entzündungsarmer Ernährung und Wärmeanwendungen haben sich in der Selbstmedikation nicht steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Naproxen sowie Spasmolytika bewährt. »Sie schalten den Schmerz erst einmal aus, damit sich der Körper nicht daran gewöhnt.« Somit verhindere frau die Etablierung des Schmerzgedächtnis.
Als einziges Spasmolytikum steht Butylscopolamin, auch mit Paracetamol als Kombinationspartner (wie Buscopan® plus), zur Verfügung. Durch seine Hemmung der muskarinergen Acetylcholinrezeptoren werden die spastischen Kontraktionen der Uterusmuskulatur gelindert und den proinflammatorischen Vasodilatationen entgegengewirkt. »Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Butylscopolamin nach oraler Einnahme eine höhere Konzentration im Uterus erreicht als im Blutplasma, wodurch eine therapeutische Effektivität bei gleichzeitig geringer systemischer Exposition erzielt wird«, stellte Professor Dr. Thomas Herdegen, Pharmakologe aus Kiel, aktuelle Daten vor. Die lokale Wirkung begründe zum Teil auch die rasche Krampflösung nach 15 Minuten.
In der Kombination mit Paracetamol werden zusätzlich die ischämischen Schmerzen gelindert, also diejenigen, die durch Prostaglandine provoziert werden. »Diese Kombination aus Spasmolyse und multifaktorieller Schmerzreduktion ist sinnvoll. Grundsätzlich solle man Schmerzen nicht nur rein analgetisch bekämpfen, sondern wenn möglich auch die Ursachen beseitigen«, erklärte der Pharmakologe die Vorzüge des Spasmolytikums. Seit 2013 steht Butylscopolamin auf der WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimittel.
Gynäkologin Mangler begrüßt es, dass sich gesamtgesellschaftlich und medial ein verstärktes Bewusstsein von Zyklus und Periode wahrnehmen lässt: etwa die Verabschiedung des Gesetzes zur tageweisen Freistellung von Frauen mit Dysmenorrhö in Spanien, Athletinnen, die ihr Training nach der Periode ausrichten, sowie die Senkung der Mehrwertsteuer auf Periodenprodukte zum 1. Januar 2024 hierzulande. »Vor allen Dingen auf Social Media ist die monatliche Blutung positiver besetzt; sie glitzert sogar ein bisschen.«
Dennoch nähmen viele Frauen regelmäßig Spasmolytika oder Analgetika, um zu funktionieren, und vertrauten sich erst nach geraumer Zeit ihrer Frauenärztin an. So werden Zyklusstörungen oder Endometriose erst relativ spät diagnostiziert. Ob Krankheiten rund um die Regel zugenommen haben, ist laut Mangler nicht klar zu beantworten. Sicher sei dagegen: »Die Evolution hat diese ständigen Blutungen nicht vorgesehen. Heutzutage durchlebt eine Frau durchschnittlich 400 Perioden. Früher war das aufgrund häufigerer Schwangerschaften, deutlich schlechterer Ernährungszustände und kürzerer Lebenserwartung viel weniger der Fall. Dieser Tatsache zollt der Körper Tribut.«