Schmerzmittel in der Krise |
Verena Schmidt |
24.10.2023 16:00 Uhr |
Deutschland ist von einer Opioid-Krise weit entfernt, aber auch hierzulande sind die definierten Tagesdosen (DDD) an Opioiden laut Bundesärztekammer zwischen 2006 und 2015 um durchschnittlich 30 Prozent angestiegen. Dies betrifft vor allem die höher potenten Opioide wie Oxycodon (+7,5 Prozent), Hydromorphon (+9,5 Prozent) und Tapentadol (+17,5 Prozent).
Die Bundesärztekammer weist auf ihrer Website darauf hin, dass vor Einleitung einer Therapie mit Opioiden nicht medikamentöse Therapieoptionen optimiert und medikamentöse Alternativen erwogen werden sollten. Nach dem bekannten Stufenschema der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Schmerzbehandlung werden Patienten zunächst mit Schmerzmitteln aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR, zum Beispiel Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen) oder Paracetamol behandelt. Falls das nicht ausreicht, kommen Opioide höherer analgetischer Potenz, etwa Tramadol oder Tilidin, zum Einsatz. Erst wenn auch sie nicht angemessen wirken, sollten starke Opioide wie Fentanyl oder Morphin ins Spiel kommen.
Eine langfristige Anwendung, das heißt länger als 26 Wochen, sollte laut Bundesärztekammer bei allen Indikationen sehr genau abgewogen werden. Evidenzbasiert sollten Opioide nicht eingesetzt werden bei anhaltenden Schmerzen nach Rückenmarksverletzung und bei Morbus Parkinson. Darüber hinaus soll keine Kombinationstherapie von Opioiden mit Tranquilizern erfolgen.
Es bestehe ein fließender Übergang zwischen bestimmungsgemäßem Gebrauch und Fehlgebrauch von aus medizinischen Gründen verordneten Arzneimitteln, so die Ärztekammer. Mögliche Hinweise auf einen Fehlgebrauch beziehungsweise eine Abhängigkeit von Opioiden könnten unter anderem folgende sein: