Schwerhörigkeit hat Folgen |
Anders als bei einer Brille, sind viele Menschen mit Altersschwerhörigkeit vom Tragen eines Hörgerätes nur schwer zu überzeugen. Wie wichtig dieses jedoch in Bezug auf die Demenzprävention ist, konnte eine Studie der Shandong Universität in China belegen, in der die Daten von rund 430.000 Menschen zwischen 40 und 69 Jahren ausgewertet wurden. Dabei zeigte sich, dass das Tragen eines Hörgerätes das Demenzrisiko von Menschen mit Hörminderung auf das Risiko von Menschen mit vollem Hörvermögen senkt. Selbst bei hochgradiger Schwerhörigkeit, die mit einem Cochlea-Implantat ausgeglichen wurde, ließ sich bereits einige Monate nach der Hörrehabilitation eine Verbesserung einzelner kognitiver Fähigkeiten nachweisen.
Auch, um möglichst unabhängig zu bleiben und medizinisch gut versorgt zu werden, sind Hörgeräte für Menschen mit Altersschwerhörigkeit wichtig. So ist bekannt, dass Hörstörungen ein wesentlicher Risikofaktor für Stürze im höheren Lebensalter sind. Das Sturzrisiko steigt mit jeder Hörverschlechterung von 10 dB um das 1,4-Fache an. Die genauen Ursachen für den Zusammenhang sind derzeit unklar. Wissenschaftler vermuten auch hier, dass kognitive Prozesse eine entscheidende Rolle spielen. Wird die schwächer werdende Hörfunktion durch zusätzliche kognitive Mehrarbeit ausgeglichen, fehlt die kognitive Kapazität für andere Körperfunktionen und Aufgaben, zu denen auch die Fortbewegung und das Körpergleichgewicht gehören.
Darüber hinaus könnten parallel auftretende Innenohrstörungen, die das Hör- und Gleichgewichtsorgan betreffen, die Beeinträchtigung des räumlichen Hörens, des Richtungshörens und der akustischen Orientierung eine Rolle spielen. Studien konnten zeigen, dass der Einsatz einer Hörhilfe das statische und dynamische Gleichgewicht verbessert.
Ebenfalls bekannt ist, dass Hörverluste ab dem 65. Lebensjahr mit einer erhöhten Erkrankungsrate und einem erhöhten Risiko für Krankenhauseinweisungen verbunden sind. Zudem konnte gezeigt werden, dass Schwerhörigkeit auch in der medizinischen Versorgung Gespräche verschlechtert, was sich wiederum auf die Qualität der Therapie auswirkt.