PTA-Forum online
Infektionen

Selektionsvorteil Blutgruppe

Zellantigene können den Verlauf von Infektionskrankheiten bestimmen. Welche Blutgruppe schützt oder anfälliger macht, hängt vom Erreger ab. Das Thema bekam mit der Corona-Pandemie viel Aufmerksamkeit. Weitere Forschung ist nötig.
Nicole Schuster
09.05.2023  08:00 Uhr

Bei Cholera im Nachteil

Bei anderen Infektionskrankheiten erweist sich die Blutgruppe 0 als Nachteil. Das kann erklären, warum im Gangesdelta in Bangladesch die Blutgruppe 0 kaum vorkommt, während die Prävalenz der Blutgruppe B hoch ist. Dort gefährdet die Durchfallerkrankung Cholera die Gesundheit und das Leben vieler Menschen. Die Infektion wird durch das gram-negative Bakterium Vibrio cholerae ausgelöst. Bereits in den 1970er Jahren wurde in epidemiologischen Studien festgestellt, dass Personen mit Blutgruppe 0 anfälliger für eine schwere Cholera sind als andere Menschen. Seitdem haben mehrere Fall-Kontroll-Studien gezeigt, dass Menschen mit der Blutgruppe 0 ein erhöhtes Risiko für Krankenhausaufenthalte haben, wenn sie sich mit bestimmten Stämmen des Erregers infiziert hatten.

Menschen mit der Blutgruppe 0 sind ähnlich anfällig, sich mit V. cholerae zu infizieren, wie Menschen mit den Blutgruppen A, B und AB, aber der Verlauf der Krankheit ist bei ihnen schwerer. Das erste Stadium der Infektion, das auf die Adhäsion der Bakterien an den Darmepithelzellen zurückzuführen ist, hängt nicht vom Antigentyp ab. Entscheidend ist vielmehr, dass das von den Bakterien gebildete Toxin (Choleratoxin) an Zellen mit bestimmten Antigenen bindet. Der Hauptrezeptor ist das Gangliosid GM1. Das gastrointestinale Epithel ist äußerst reich an Glykokonjugaten und exprimiert neben GM1 auch Glykolipide und Glykoproteine, die Blutgruppen-ABH-Antigene tragen. Diese Blutgruppenantigene befinden sich auch auf der Schleimschicht, die die Epithelzellen auskleiden. Choleratoxin bei Menschen mit den Blutgruppen A, B oder AB kann daher an die Blutgruppenantigene am Ort der Infektion binden. Die Menge Toxin, die über den GM1-Weg aufgenommen wird, ist geringer. Das kann bei Trägern der Blutgruppen A, B und AB zu leichteren Cholera-Symptomen führen als bei Menschen mit Blutgruppe 0, die nur das schwächer bindende H-Antigen exprimieren.

Komplexe Zusammenhänge

Noroviren erkennen die Antigene A, B und H. Diese Antigene sind auf der Oberfläche von Darmepithelzellen bei Menschen, die das »Se«-Gen homo- oder heterozygot tragen, vorhanden. Diese Menschen erkranken bei einer Infektion. Personen jedoch, die homozygot für das rezessive Allel »se« sind, sind gegen Infektionen mit den meisten Stämmen der Noroviren resistent. Im Laufe der Evolution der Viren entstanden jedoch Stämme, die Menschen unabhängig von ihrem AB0- und Se-Status infizieren können, da sie andere Antigene erkennen. Die Beispiele zeigen, dass das Zusammenspiel von Pathogenen und Blutgruppen-Antigenen komplex sein kann. Die Mechanismen sind bei den einzelnen Erregern noch längst nicht ausreichend erforscht. Zu beachten ist auch, dass alleine dadurch, dass eine bestimmte Blutgruppe statistisch häufiger mit einem schweren Verlauf zusammenfällt, noch keine Kausalität bewiesen ist. 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa