So werden Bissverletzungen behandelt |
Verena Schmidt |
15.05.2024 16:00 Uhr |
Alle Bisswunden sollten, auch wenn sie nicht schwerwiegend erscheinen, einem Arzt gezeigt werden. Um das Infektionsrisiko zu senken, sollten Betroffene beziehungsweise Ersthelfer Folgendes beachten: zunächst abwarten, bis die Blutung stoppt, dann erst die Wunde mit kaltem, klarem Wasser ausspülen. Anschließend die Wunde mit einem Wunddesinfektionsmittel desinfizieren und mit einer sterilen Wundauflage plus Mullbinde oder einem Pflaster abdecken. Die betroffene Körperregion sollte bis zum Arztbesuch möglichst ruhig gehalten werden.
Eine Wundinfektion mit Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung, Eiter, pochenden Schmerzen sowie allgemeines Unwohlsein und Fieber tritt meist nach etwa 12 bis 24 Stunden, manchmal aber auch erst nach mehreren Tagen auf. Betroffene sollten dann wieder den Arzt aufsuchen, der ein Antibiotikum verordnen beziehungsweise zunächst eine Blutuntersuchung zum Erregernachweis veranlassen kann. Bei Bisswunden im Gesicht oder an der Hand wird auch oftmals prophylaktisch ein Antibiotikum gegeben.
Für den Arztbesuch sollte man auch den Impfpass bereithalten. Bedeutsam ist vor allem der Schutz vor Tetanus. Ist kein Impfschutz vorhanden, nicht aktuell oder der Impfstatus unbekannt, sollte nach dem Biss vorsorglich eine Tetanus-Impfung verabreicht werden. Wichtig ist auch die Frage: Ist das Tier, das die Bissverletzung verursacht hat, gegen Tollwut geimpft?
Prinzipiell besteht eine Ansteckungsgefahr für Menschen bei Bissen infizierter Tiere oder Wund- beziehungsweise Schleimhautkontakt mit infiziertem Speichel. Zwar gilt Deutschland seit 2010 als praktisch tollwutfrei – die Krankheit tritt hierzulande nur noch bei Fledermäusen auf –, hundertprozentig auszuschließen ist eine Infektion aber nicht, beispielsweise wenn das Tier Kontakt zu Tieren aus endemischen Gebieten (beispielsweise illegal nach Europa importierte Hunde) hatte. Sollte ein Bisskontakt als potenziell gefährlich eingestuft werden, gibt es die Möglichkeit, eine Postexpositionsprophylaxe zu verabreichen: Ungeimpfte erhalten dazu möglichst schnell nach dem Biss eine Tollwut-Impfung plus ein Tollwut-Immunglobulin.
Vor allem nach Katzenbissen können Zeichen einer Wundinfektion schnell auftreten. Der Zustand der Wunde kann sich innerhalb von Stunden verschlechtern und die Entzündung kann sich weiter ausbreiten. Haben die Bakterien bereits einen Gewebeschaden verursacht und ist Gewebe abgestorben, muss das Gewebe operativ entfernt werden.
Aus einem infizierten Biss entsteht unbehandelt in seltenen Fällen eine Sepsis. Wer folgende Symptome bemerkt, sollte umgehend den Arzt beziehungsweise die Notaufnahme aufsuchen: Fieber, eventuell mit Schüttelfrost, ungewöhnlich schweres Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Apathie, plötzlich auftretende Verwirrtheit, schnelle, schwere Atmung, erhöhter Puls, niedriger Blutdruck und kalte, fleckige Haut an Armen und/oder Beinen.
Besonders Kinder werden häufig gebissen, oft vom eigenen Haustier der Familie. Kleine Kinder können Reaktionen und das Verhalten von Tieren noch nicht einschätzen und bewerten. Sie merken beispielsweise nicht, wenn sich das Tier bedrängt fühlt. Eltern sollten kleinere Kinder beim Umgang mit Hund und Katze daher immer beaufsichtigen. Die Kinder sollten früh lernen, dass Haustiere keine Spielzeuge sind und dass man rücksichtsvoll mit ihnen umgehen muss.
Folgende Verhaltensregeln können dazu beitragen, Bisse zu vermeiden: