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Sturzgefahr im Alter

Stolperfalle Medikamente

Schlechtes Augenlicht, Gangunsicherheit oder Blutdruckschwankungen: Die Liste von Faktoren, die im Alter die Sturzgefahr erhöhen, ist lang. Ganz vorne mit dabei: Arzneimittel.
Carolin Antropov
23.02.2022  12:00 Uhr

Achtung Anticholinergika

Darüber hinaus können Trizyklika ebenso wie die Neuroleptika Haloperidol oder Fluspirilen und viele weitere Arzneistoffe anticholinerge Nebenwirkungen entfalten. Sie äußern sich nicht nur in Mundtrockenheit und Obstipation, sondern auch in Akkomodationsstörungen oder verschwommener Sicht. Verwirrtheit bis hin zum Delir sind möglich. Ältere sind besonders anfällig für unerwünschte anticholinerge Effekte.

Nimmt der Patient mehrere anticholinerge Arzneistoffe, sollte das pharmazeutische Personal also hellhörig werden. Entscheidend ist die sogenannte anticholinerge Last, für die alle eingenommenen Medikamente in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Denn ihre Effekte summieren sich und die Liste betroffener Arzneimittel ist lang. Sie reicht von H1-Antihistaminika über urologische Spasmolytika bis hin zu Opioiden. Oft lassen sich Wirkstoffe durch bessere Alternativen ersetzen, wie beispielsweise Metoclopramid oder Domperidon statt Dimenhydrinat. Leider treten auch bei selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern gehäuft Stürze auf, sodass sie nicht pauschal die bessere Wahl sind.

Grundsätzlicher Hinweis: Bei Älteren sollten Arzneimittel niedriger dosiert und langsam eingeschlichen werden. Bei den Psychopharmaka steigt das Risiko für Verletzungen durch Stürze dosisabhängig. Wann immer möglich, lohnt sich das Absetzen oder zumindest eine Dosisreduktion von Benzodiazepinen, Antidepressiva und Neuroleptika.

Orthostase häufig

Dabei erhöhen einzelne Wirkstoffe teilweise auf ganz unterschiedliche Weise das Sturzrisiko. Trizyklischen Antidepressiva können zusätzlich durch Blockade des Alpha-1-Rezeptors eine Hypotonie auslösen, weshalb sich – nicht zuletzt aufgrund ihrer sedierenden Wirkung – eine abendliche Anwendung anbietet. Patienten mit starkem Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz spüren die orthostatische Hypotonie oft besonders deutlich.

Diese Nebenwirkung tritt ebenfalls bei Alpha-Blockern wie Tamsulosin auf, die bei vergrößerter Prostata zum Einsatz kommen. Bei einigen Patienten könnte ein Wechsel der Wirkstoffklasse eine Option darstellen. Aber auch Novaminsulfon oder Levodopa führen zu orthostatischen Beschwerden. Levodopa wird beispielsweise zur Behandlung von Parkinson eingesetzt, wobei eine orthostatische Dysregulation sowohl als periphere Nebenwirkung als auch Symptom der Krankheit vorkommt. Vor allem zu Behandlungsbeginn kann eine langsamere Aufdosierung Abhilfe schaffen oder übergangsweise der periphere Dopaminantagonist Domperidon versucht werden.

Grundsätzlich bergen alle Herz-Kreislauf-Medikamente und Antihypertonika das Risiko, durch eine initial zu rasche Blutdrucksenkung eine Orthostase-Reaktion hervorzurufen. Bei Diuretika drohen zusätzlich Elektrolytstörungen sowie Exsikkose. Berichten ältere Patienten in der Apotheke über Schwindel oder Schwarzwerden vor Augen, sollten PTA und Apotheker die Beschwerden nicht automatisch auf das Alter schieben, sondern einen kritischen Blick auf den Medikationsplan werfen. In einigen Fällen kann nach Rücksprache mit dem Arzt auf ein besser verträgliches Mittel gewechselt werden.

Aber auch Verhaltenshinweise können viel bewirken. Schließlich erhöhen auch Anwendungsfehler das Sturzrisiko: So sollten Diuretika nicht am Abend eingenommen werden, um nächtliche Toilettengänge zu reduzieren. Patienten sollten unbedingt auf eine ausreichende Trinkmenge achten und ihre Medikamente gewissenhaft und regelmäßig einnehmen, damit eine stabile Blutdruck- sowie Blutzuckereinstellung gelingt.

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