Stress geht aufs Kreuz |
Ursachen für akute nicht-spezifische Kreuzschmerzen sind vor allem mangelnde Bewegung, Verspannungen der Muskulatur oder degenerative Veränderungen. Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung der Psyche für das Auftreten dieser Art von Rückenschmerzen. Epidemiologische Studien haben vielfach einen engen Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und seelischer Gesundheit gezeigt. Dauerhafter Stress, psychische Belastungen und Depressionen können sich in körperlichen Symptomen äußern, ohne dass dies den Betroffenen bewusst ist. So führen Ängste beispielsweise häufig zu Verspannungen in der Nacken-, Schulter- und Rückenmuskulatur. Psychische und körperliche Beschwerden verstärken sich dann oft wechselseitig.
Unter einem Hexenschuss, auch als Lumbago oder akute Lumbalgie bezeichnet, versteht man schmerzhafte Verkrampfungen der Muskulatur im unteren Wirbelbereich. Eine eindeutige körperliche Ursache ist nicht feststellbar. Bei entsprechender Disposition kann eine Fehlbewegung oder eine Verkühlung zu den Verkrampfungen führen und den Hexenschuss hervorrufen. Charakteristisches Symptom ist ein plötzlicher, sehr heftiger und stechender Schmerz, vor allem beim Aufrichten aus gebeugter Position im Bereich der Lendenwirbelsäule. Ein Hexenschuss ist an sich harmlos und heilt ohne spezielle Therapie nach ein paar Tagen meist von alleine wieder ab. Um die Beschwerden zu lindern, helfen orale NSAR und topische Arzneimittel mit durchblutungsfördernden Inhaltsstoffen wie Capsaicin, Salicylat oder ätherischen Ölen. Auch eine Wärmflasche trägt zur Lockerung der Muskulatur bei. Vorsicht: Treten Taubheitsgefühl, Lähmungen, Schwierigkeiten beim Harnlassen, Inkontinenz, schlechtes Allgemeinbefinden oder Fieber auf, sind dies Warnzeichen für eine andere Erkrankung. Patienten sollten sich unverzüglich an einen Arzt wenden, um potenzielle Auslöser, wie einen Bandscheibenvorfall, abklären zu lassen.
In den überwiegenden Fällen verschwinden Kreuzschmerzen nach einiger Zeit von selbst wieder. Dennoch ist es erforderlich, dass der Patient sich einem Arzt vorstellt. Denn, wie immer in der Medizin, muss zunächst geklärt werden, ob nicht eine ernsthafte Erkrankung möglicherweise Grund der Beschwerden ist, wie ein eingeklemmter Nerv, ein Wirbelkörperbruch oder Osteoporose. Die Ursachen für Kreuzschmerzen können auch außerhalb des Bewegungsapparats liegen. So kann eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, der Gallenblase, eine Nierenerkrankung oder eine Endometriose schmerzhaft in den Rücken ausstrahlen.
Wenn der Arzt eine bestimmte Erkrankung als Ursache vermutet, wird er entsprechend Ultraschall- oder Blutuntersuchungen durchführen, um eine Diagnose stellen zu können. Kommt er jedoch bereits nach einem ausführlichen Gespräch und der körperlichen Untersuchung zu dem Schluss, dass keine gefährlichen Ursachen für die Rückenschmerzen und keine Ursachen außerhalb des Bewegungsapparates vorliegen, lautet die Diagnose »nicht-spezifische Kreuzschmerzen«. Möglicherweise beklagen sich die Patienten später in der Apotheke darüber, dass der Arzt »noch nicht mal ein Röntgenbild gemacht hat«. Sie fühlen sich vielleicht mit ihren starken Schmerzen nicht ernst genommen, wenn der Arzt ihnen nur mehr Bewegung verordnet. In solchen Fällen gilt es, den Patienten aufzuklären und zu beruhigen. Denn die Vorgehensweise des Arztes entspricht der Empfehlung der aktuellen »Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Nicht-spezifischer Kreuzschmerz«, die bildgebende diagnostische Verfahren in solchen Fällen für überflüssig erachtet.