PTA-Forum online
Rücken

Stress geht aufs Kreuz

»Ich hab Rücken.« Der Satz von Kultfigur Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling ist zum stehenden Begriff geworden, wenn jemand hierzulande über Schmerzen im Rücken klagt. Und das ist gar nicht selten, denn Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Erkrankungen. Plötzlich auftretende Kreuzschmerzen sind aber meist harmlos und verschwinden wieder von selbst.
Annette Immel-Sehr
11.02.2019  11:32 Uhr

Moderate Bewegung hilft

Bewegung ist tatsächlich das zen­trale Element in der Behandlung nicht-spezifischer Kreuzschmerzen. Bettruhe hat dagegen keinen Effekt oder ver­zögert­ sogar die Heilung. Moderate Bewegung stärkt die Rückenmuskulatur, schmiert die Gelenke und massiert die Bandscheiben. Doch viele Patienten bewegen sich aus Furcht, die Beschwerden zu verstärken, möglichst wenig und nur sehr vorsichtig. Die Angst vor den Schmerzen »lähmt« den Patienten geradezu. Die Folge: Die Muskulatur verspannt sich immer mehr und die Beschwerden werden immer schlimmer.

Wenn die Kreuzschmerzen so stark sind, dass die Betroffenen eine Schonhaltung einnehmen, benötigen sie schmerzlindernde Medikamente. Ziel ist, dass sich die Patienten wieder frei bewegen können und den Teufelskreis von Verspannung und Schmerz durchbrechen. PTA und Apotheker sollten ihnen­ erklären, dass Analgetika die Rücken­schmerzen nicht heilen, sondern die eigentliche Therapie – nämlich die Bewegung – erst ermöglichen.

Mittel der Wahl ist die Gabe eines nicht steroidalen Antirheumatikums (NSAR) wie Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen über einen begrenzten Zeitraum. Die Leitlinienautoren raten, eine Tagesdosis von 100 mg Diclofenac, 1200 mg Ibuprofen oder 750 mg Naproxen nicht zu überschreiten. Wenn gleichzeitig ein erhöhtes Risiko für gastro­intestinale Komplikationen vorliegt, sollte prophylaktisch ein Protonenpumpenhemmer gegeben werden. Dies gilt beispielsweise bei Patienten über 60 Jahren.

Falls NSAR kontraindiziert sind, kann der Arzt auf Opioide oder Metamizol ausweichen. Auch COX-2-Hemmer können laut NVL bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen angewendet werden, wenn NSAR kontraindiziert sind oder nicht vertragen werden. Allerdings sind Kreuzschmerzen kein zugelassenes Anwendungsgebiet für COX-2-Hemmer (off-label-Anwendung).

Wirksamkeit nicht erwiesen

Von Paracetamol rät die NVL ab, da es bei Kreuzschmerzen im Vergleich zu Placebo keinen Vorteil zeigt. Ebenso wenig empfiehlt die NVL Muskel­relaxanzien, Antidepressiva, Antiepileptika sowie die Kombination von Uridinmonophosphat, Vitamin B12 und Folsäure (Keltican®), weil die Wirksamkeit bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen nicht überzeugend nachgewiesen ist. Auch Teufelskralle-Präparate, topische Zubereitungen von NSAR oder Beinwell sowie Injektionen oder Infusionen von Analgetika, Lokalanästhetika oder Gluco­corticoiden lehnt die NVL aufgrund fehlender Wirksamkeit bei Rücken­schmerzen ab. Weidenrinde-Präparate sowie Capsaicinpflaster und -cremes bewertet sie hingegen positiv, sofern gleichzeitig aktivierende Maßnahmen stattfinden.

Da Rückenschmerzen sehr ver­breitet sind, stellt die Behandlung einen­ wirtschaftlich interessanten Markt dar. In der Laienpresse und ebenso in manchen Arztpraxen wird eine Fülle nicht-medikamentöser Verfahren beworben. Die NVL bewertet die meisten als nicht empfehlenswert bei nicht-spezifischen Rückenschmerzen. Dies gilt etwa für Korsetts, Einlagen für die Schuhe, perkutane oder transkutane elektrische Nervenstimulation (PENS beziehungsweise TENS), Kinesio-Taping­, Kurzwellendiathermie oder Laser­therapie. Manuelle Therapie, Akupunk­tur, Massage und Wärme­therapie lässt die NVL nur in Kombi­nation mit aktivierenden Maßnahmen als Therapieoption gelten. Denn diese Behandlungen helfen nur kurzfristig. Über kurz oder lang werden­ die Schmerzen zurückkehren, denn die Ursache­ besteht weiterhin. Nur wenn der Patient dauerhaft Bewegungen, die die Rückenmuskulatur lockern und stärken­, in seinen Alltag verankert, bleiben­ die Beschwerden aus.

Tritt nach sechs Wochen keine Besserung ein, sollte der Patient unbedingt noch einmal den Arzt konsultieren. Denn nun gibt es Handlungsbedarf, damit­ die Schmerzen nicht chronisch werden. Zunächst wird der Arzt vermutlich noch einmal seine Diagnose prüfen. Handelt es sich wirklich um nicht-spezifischen Rückenschmerz oder wurde vielleicht ein weiteres Symptom übersehen? Vielleicht setzt der Arzt nun doch das Röntgengerät oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) zur Abklärung ein.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa