Supertalent Speichel |
Verena Schmidt |
25.09.2025 08:00 Uhr |
Flüssigkeit mit Mehrwert: Spucke hat viele Talente. / © Adobe Stock/Voyagerix
Morgens beim Aufwachen fühlt sich der Mund oft klebrig und trocken an, das ist ganz normal. Wer mit geöffnetem Mund schläft oder wegen einer Erkältung vor allem durch den Mund atmet, verstärkt den Feuchtigkeitsmangel im Mund noch. Auch Alkohol am Abend zuvor oder ein scharf gewürztes Gericht können den Mund regelrecht trockenlegen. Eine solche vorübergehende Mundtrockenheit sei in der Regel kein Grund zur Sorge, sagt Professor Dr. Stefan Zimmer, Leiter der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke, in einer Pressemitteilung zum Tag der Zahngesundheit (siehe Kasten). »Wer jedoch häufig oder dauerhaft einen trockenen Mund verspürt, sollte dem nachgehen und seine Zahnärztin oder seinen Zahnarzt darauf ansprechen.«
Jeden Tag produzieren die Speicheldrüsen bei Gesunden rund einen halben Liter Flüssigkeit. Ist die Speichelproduktion vermindert – etwa aufgrund der Einnahme bestimmter Medikamente, Bestrahlungen bei Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich, aufgrund von Stress, Diabetes oder der Autoimmunerkrankung Sjögren-Syndrom – kann es zu Mundtrockenheit kommen, medizinisch als Xerostomie bezeichnet.
Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene (VfZ), führt aus: »Trockene Münder können richtig weh tun. Die Schleimhaut wird empfindlich, es kommt zu Schwierigkeiten beim Sprechen, Essen und sogar beim Schlafen. Oft wird, resultierend aus diesem Leidensdruck, die Zahnpflege vernachlässigt, weil das Putzen unangenehm ist.« Auch der Geschmack kann beeinträchtigt sein, da die Geschmacksknospen im Mund nicht mehr ausreichend von Speichel umspült werden. Es kann zudem ein unangenehmer Mundgeruch entstehen.
Die Zahnärzte weisen darauf hin, dass Speichel eine Schutzfunktion hat: Er umspült die Zähne, puffert zahnschädigende Säuren ab und trägt dazu bei, Mineralien wieder in den angegriffenen Zahnschmelz einzulagern, ihn also zu remineralisieren. So bietet er Schutz vor Karies und Zahnerosionen. Auch bei der Abwehr von Erkrankungen spielen antimikrobielle Antikörper, Enzyme oder Lactoferrin im Speichel als Teil des angeborenen Immunsystems eine wesentliche Rolle. Fehlt Speichel, haben Bakterien bessere Wachstumsbedingungen und können sich ausbreiten. Neben Karies entstehen so auch leichter Entzündungen der Mundschleimhaut.
Bei allen Stärken habe Speichel aber auch eine Schwäche, betonen die Zahnmediziner: Einige seiner Bestandteile lagern sich auf der Zahnoberfläche an. Dieser Biofilm schütze zwar einerseits den Zahnschmelz, biete aber andererseits eine Andockfläche für bakteriellen Zahnbelag, den Plaque. Entfernt man diesen nicht regelmäßig, drohen Karies und Parodontitis.
Vor allem ältere Menschen leiden unter Xerostomie. Mit zunehmendem Alter produzieren die Speicheldrüsen weniger Flüssigkeit. Dazu kommt ein nachlassendes Durstgefühl. Auch Sportler neigen zu einem trockenen Mund: Bei intensivem Training atmen sie häufig verstärkt durch den Mund; bei starker körperlicher Belastung produzieren die Speicheldrüsen zudem weniger Speichel. Nicht zuletzt kann Mundtrockenheit ein Anzeichen für Diabetes mellitus sein: Vermehrter Harndrang und starker Durst sind häufige Symptome bei Menschen mit Diabetes. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können auch Nieren- und Nervenschäden als Ursache für Mundtrockenheit hinzukommen.