Taugen Visiere als Virenschutz? |
Maske oder Visier? Was schützt besser? Die Wissenschaft ist sich noch nicht einig. Nach der jetzigen dünnen Datenlage liegen das Visiere in Sachen Infektionsschutz jedoch nicht auf gleicher Höhe mit dem textilen Mundschutz. / Foto: Getty Images/Arman Zhenikeyev
Während etwa das Bundesland Hessen die Gesichtsschilde in seiner Corona-Verordnung ausdrücklich erlaubt, gelten sie in Baden-Württemberg offiziell nicht als Maskenersatz. Was sagt die Wissenschaft zu der Behauptung, dass Visiere gegen die Ausbreitung des Coronavirus schützen?
Generell gilt bei der Diskussion um Visiere: Die Datenlage ist relativ dünn, ein abschließendes Urteil dazu gibt es noch nicht. Der Virologe Alexander Kekulé bezeichnete Visiere in einem Podcast des MDR als »genau so gut« wie Stoffmasken. Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind die Plastikschilde jedoch keine gleichwertige Alternative zur Mund-Nase-Bedeckung.
Wichtig in der Debatte sei, zwischen Fremdschutz und Selbstschutz zu unterscheiden, betont der Virologe Johannes Knobloch, der den Arbeitsbereich Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf leitet. Beim Selbstschutz sei es durchaus plausibel anzunehmen, dass sich der Nutzen von Visier und Mundschutz in der Waage hält: »Das Visier ist ideal, um sich gegen die klassische Tröpfcheninfektion zu schützen«, sagt er. Es diene als Spuckschutz und schütze auch die Augenschleimhäute. Deswegen werde im professionellen Bereich der Mundschutz auch stets um Schutzbrille oder Visier erweitert.
Wenn es hingegen darum geht, andere vor einer Ansteckung zu schützen, sei das Visier dem Mundschutz etwas unterlegen, meint Knobloch. Eine Einschätzung, die auch das RKI teilt: Die Plastikschilde könnten in der Regel nur die Tröpfchen abfangen, die direkt auf der Scheibe landen, teilt das Institut mit. Ein textiler Mundschutz – insofern er gut anliegt – könne hingegen auch das Vorbeiströmen der Tröpfchen an den Seiten verhindern und die Atemluft abbremsen.
Insbesondere die sogenannten Aerosole – winzige ausgeatmete Partikel, die teils stundenlang in der Luft schweben und dabei Infektionen verursachen können – könnten durch textile Bedeckungen besser aufgefangen werden, sagt Knobloch.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.