Therapieadhärenz braucht Vertrauen |
Im Beratungsgespräch ist eine gute Atmosphäre zu schaffen, damit der Kunde das Gesagte aufnehmen kann und den Mut hat, seine Fragen zu stellen oder Bedenken zu äußern. / Foto: Adobe Stock/Kzenon
»Ein Arztbesuch kann für den Patienten eine Herausforderung sein: Er muss uns Ärzte verstehen. Er muss die Diagnose verstehen, und er muss die Medikation verstehen«, machte Dr. Norbert Schütz, Organisationsleiter des Patiententags anlässlich des Internistenkongresses bei einer Pressekonferenz deutlich.
Umgekehrt sei es aber auch für den Arzt eine Herausforderung, angesichts der fünf bis zehn Minuten Zeit, die viele Mediziner pro Patient etwa einplanen, um ihre Praxis wirtschaftlich führen zu können, machte Schütz deutlich. Denn eine neu gestellte Diagnose wecke in dem Patienten schließlich Ängste: »Was bedeutet sie für mich? Beeinflusst sie meine Lebensqualität? Meine Lebenszeit?«
In erster Linie sei jetzt der Arzt gefragt, diese Ängste abzubauen und die Diagnose dem Betroffenen gegenüber verständlich und empathisch zu vermitteln. »Vertraut der Patient seinem Arzt, dann ist damit schon ein wichtiger Grundstein für den Therapieerfolg gelegt«, weiß Schütz aus eigener Erfahrung als Chefarzt und Direktor der Klinik für Geriatrie an den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden. Und diese Vertrauensbasis schaffe der Arzt eben nur, wenn er verständnis- und vertrauensvoll mit dem Patienten umgehe.
Zudem sei es für den Therapieerfolg wichtig, das gewonnene Vertrauen weiter aufrechtzuerhalten, wenn es um die Verordnung eines Medikamentes gehe. Schütz: »Im Idealfall vermittelt der Arzt dem Patienten das Gefühl: Den Beipackzettel des Arzneimittels brauche ich daheim gar nicht mehr durchzulesen. Mein Arzt hat mich umfassend aufgeklärt. Im ungünstigsten Fall hat er jedoch nur gesagt, wie das Medikament einzunehmen ist.«
Dann sitze der Patient daheim am Küchentisch, liest sich allein den Beipackzettel durch und bekommt Angst wegen all der dort aufgeführten Nebenwirkungen, die eventuell auftreten könnten. Vielleicht greife er noch zum Telefonhörer und teilt der Arzthelferin mit, dass er das Medikament auf gar keinen Fall nehmen werde. Vielleicht sage er seinem Arzt auch gar nichts, zeichnete der Mediziner ein Negativ-Szenario.