Tiktok-Trend mit Risiken und Nebenwirkungen |
Viele Influencer schwören auf Nahrungsergänzungsmittel. Tiktok-Shop könnte den Trend beschleunigen. Fachleute warnen vor Gefahren. / © Getty Images/Brothers91
Biotin soll Haare und Nägel stärken, bestimmte Omega-3-Fettsäuren die Konzentration verbessern und Kurkuma das Immunsystem stimulieren. Ob als Pulver, Tablette oder Öl – viele Menschen in Deutschland schlucken Nahrungsergänzungsmittel in der Hoffnung, Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern. Auch in den sozialen Medien sind solche Präparate ein großes Thema: Influencerinnen und Influencer schwören auf die Wirkung bestimmter Produkte und bewerben diese gezielt in ihren Videos.
Tiktok-Shop könnte diesen Trend weiter befeuern, befürchten Fachleute. Tiktok Shop ist eine integrierte E-Commerce-Plattform, die es Nutzern ermöglicht, Produkte direkt über Tiktok-Videos, Live-Streams und Profile zu kaufen. Dadurch könne man die in den Clips präsentierten Nahrungsergänzungsmittel direkt in der Kurzvideo-App kaufen – ohne sich genauer darüber zu informieren oder darüber nachzudenken, ob man sie tatsächlich braucht. Neben teuren Spontankäufen könnte das noch weitere Nebenwirkungen haben.
Um es vorwegzunehmen: Gesunde Menschen, die sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, brauchen nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in Berlin in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel. Die Realität sieht einer repräsentativen BfR-Studie aus dem vergangenen Herbst zufolge aber anders aus: Demnach hatten 77 Prozent der rund 1000 Befragten in den letzten zwölf Monaten Nahrungsergänzungsmittel genommen, 63 Prozent davon sogar wöchentlich.
Auffallend an den Ergebnissen ist laut dem BfR-Experten Mark Lohmann vor allem der gestiegene Anteil an jungen Leuten, die Vitamine, Mineralstoffe oder andere Substanzen schluckten. In einer früheren Studie seien es vorwiegend Menschen ab 50 Jahren gewesen. »Da spielten die Jüngeren eigentlich kaum eine Rolle, das hat sich jetzt geändert.«
Seine Vermutung: Die sozialen Medien könnten dazu beigetragen haben. Immerhin hatten in der Studie 45 Prozent der Befragten angegeben, sie seien durch Influencer oder soziale Medien über Nahrungsergänzungsmittel informiert worden – und 81 Prozent davon nahmen tatsächlich auch welche.