Tuberkulose – die Gefahren und ein wenig Hoffnung |
Isabel Weinert |
29.08.2025 16:00 Uhr |
Um die Erkrankung nachzuweisen, lasse der Hausarzt den sogenannten IGRA-Test in einem Labor durchführen, so Hoelscher. Bei diesem Interferon-Gamma-Release Assay werden T-Lymphozyten aus dem Blut des Patienten mit Antigenen der Tuberkelbakterien stimuliert. Nur wenn das Immunsystem des Menschen bereits Kontakt mit den Erregern hatte, sezernieren die T-Lymphozyten Interferon-γ, das dann nachgewiesen werden kann und spezifisch ist für Tuberkulose.
Derzeit haben zwei IGRA-Tests eine EU-Zulassung. Schon nach einem Tag wissen Arzt und Patient das Ergebnis der Untersuchung. Bei einem positiven Resultat überweist der Hausarzt am besten an einen Infektiologen, denn es gilt jetzt abzuklären, ob es sich um eine latente oder eine aktive Tb handelt; der positive Test allein sagt darüber nichts aus.
Der eindeutigste Nachweis einer aktiven Tuberkuloseerkrankung ist der Nachweis von Mykobakterium im Sputum (Ausgehustetem) entweder durch PCR oder Bakterienkultur. Hoelscher: »Gleichzeitig sollte man die Lunge röntgen, um das Ausmaß der Erkrankung festzustellen. Hier sieht man bei latenter Tb kleine Verkalkungen, das sind die vom Immunsystem eingemauerten Bakterien. Bei einer aktiven Tb hingegen zeigt sich in der Lunge ein typisches Bild mit Granulomen und Nekrosen.«
Bei der latenten Tb gebe es zwar eine Therapie für latente Tb-Infizierte; über deren Sinn im Einzelfall müsse man aber in einer individuellen Risikoabwägung mit dem Infektiologen entscheiden. Anders bei der aktiven Tb – sie muss zwingend und äußerst konsequent behandelt werden. »Denn eine unbehandelte aktive Tb endet in 70 Prozent der Fälle tödlich«, erklärt Hoelscher.
Bekommen PTA mit, dass ein Patient eine Tb-Therapie erhält, können sie wichtige Hinweise geben: Bei konsequenter Therapie einer aktiven Tb mit nicht resistenten Tuberkelbakterien liegen die Heilungschancen bei über 95 Prozent. Die Standardtherapie dauert ein halbes Jahr. Warum Konsequenz so wichtig ist? Weil jede vergessene oder aus sonstigem Grund ausgelassene Dosis die Tuberkelbakterien wieder erstarken lässt und die Gefahr für Resistenzbildungen erhöht.
Dann breitet sich aus, was Experten weltweit fürchten: die multiresistente oder gar mehrfach multiresistente Tb. Bei der sogenannten MDR-Tb wirken wegen Resistenzen mehrere Tuberkulose-Medikamente nicht mehr, mindestens aber Isoniazid (INH) und Rifampicin (RIF). Noch schwerwiegender wirkt sich die XDR-Tuberkulose aus, eine extensiv medikamentenresistente Tuberkulose. Die Bakterien reagieren hier auf viele Medikamente der ersten und der zweiten Wahl nicht mehr. Die Heilungschancen stehen noch einmal schlechter als bei der MDR-Tb. Hier müssen Mediziner genau ausloten, gegen welche Medikamente Resistenzen vorliegen, bevor sie mit der Therapie beginnen können.