Turbo für die Diät? |
Mehr Studien gibt es zur Wirkung von Pyruvat auf die Gewichtsabnahme. Bei den Arbeiten handelt es sich überwiegend um kleine Studien aus dem letzten Jahrtausend. Die meisten Forschungen wurden von einer überschaubaren Anzahl an Wissenschaftlern durchgeführt und sind häufig von der Industrie finanziert. Beispielhaft sei eine Studie aus dem Jahr 1998 erwähnt, bei der 26 gesunde übergewichtige Männer und Frauen täglich sechs Wochen lang 6 g Pyruvat erhielten und sich leicht körperlich betätigten. Die Intervention verringerte signifikant das Körpergewicht und die Fettmasse. Ähnliche Arbeiten stützen die Hinweise, dass die Einnahme von Pyruvat während einer Diät und bei sportlicher Betätigung den Gewichtsverlust bei Übergewicht oder Fettleibigkeit geringfügig verbessern könnte. Bevor man Pyruvat entsprechen empfehlen kann, sollte die Wirksamkeit jedoch weiter erforscht werden.
Das war das Resümee von Wissenschaftlern, die 2014 im Rahmen eines systematischen Reviews die gewichtsreduzierende Wirkung von Pyruvat prüften. Sie schlossen sechs Studien ein, die methodische Schwächen aufwiesen. So gab es nur in einer Studie eine angemessene Randomisierung. In den meisten Studien war die Verblindung unzureichend oder fehlte völlig. Die Informationen zu den Studienabbrechern waren dürftig und keine Studie berichtete über eine Intention-to-Treat-Analyse (ITT). Die Metaanalyse ergab zwar, dass die Pyruvat-Einnahme das Körpergewicht statistisch signifikant im Vergleich zu Placebo senken konnte. Der Effekt war jedoch gering und die klinische Relevanz ungewiss. Zudem merkten die Autoren an, dass nur begrenzte Sicherheitsdaten für Pyruvat vorlägen.
Zwar erscheint die kurzzeitige orale Einnahme für bis zu sechs Wochen aktuell als unbedenklich. Das gilt jedoch nicht für Schwangere, Stillende und Kinder. Für diese Gruppen ist die Sicherheit nicht belegt. Ob eine langfristige Pyruvat-Einnahme unbedenklich, ist ebenfalls ungewiss. Die Forscher überwachten unerwünschte Ereignisse in der Regel nicht mehr weiter, sobald die Studie beendet war. Zu den bisher berichteten Nebenwirkungen gehören Magenschmerzen und -krämpfe, Blähungen, Durchfall und Unwohlsein. Ein beobachteter Anstieg des LDL-Cholesterins schränkte in einer Studie die positiven Auswirkungen von Bewegung auf das Blutfettprofil der Studienteilnehmer ein.
Weiterhin ist wenig über Verunreinigungen der Supplemente bekannt, die zu Problemen führen könnten, gerade wenn Anwender hohe Dosen einnehmen. Pyruvat ist als Verbindung nicht allzu stabil und kann sich mit der Zeit zersetzen. Nicht zuletzt ist ein Argument gegen die Einnahme, dass NEM mit Pyruvat bei noch ungewisser Wirksamkeit und Sicherheit nicht preisgünstig sind.
Somit spricht viel dafür, anstelle zu Kapseln oder Pulvern zu greifen, verstärkt pyruvatreiche Lebensmittel in die Ernährung zu integrieren. Die Substanz ist zum Beispiel in Äpfeln und einigen Käsesorten wie Emmentaler enthalten. In der Apotheke ist es wichtig, überhöhten Erwartungen entgegenzuhalten. Für viele Menschen mit Übergewicht und Adipositas mag es verlockend sein, auf vermeintliche Schlankheitshilfen zu setzen. Abnehmwillige sollten sich möglichst professionelle Hilfe suchen, um den Lebensstil hinsichtlich Ernährung und körperlicher Bewegung zu ändern. Das ist zwar mühsamer, aber sicherer und nachhaltiger als auf unzureichend untersuchte Hilfsmittel zu vertrauen.