Ultraungesund fürs Hirn? |
Katja Egermeier |
25.07.2025 12:00 Uhr |
Aus Sicht der Deutschen Hirnliga sowie der DGN ist es sehr wahrscheinlich, dass ein Zusammenhang zwischen einem erhöhten UPF-Konsum und einem gesteigerten Risiko für Demenz und Alzheimer besteht. Zu diesem Schluss kommen die Fachgesellschaften auf Grundlage mehrerer retrospektiver, aber auch prospektiver Studien.
Unter den retrospektiven Beobachtungsstudien, die zwar als methodisch hochwertig gelten, aber stets mit gewissen Verzerrungen behaftet sein können, hätten bereits mehrere auf einen möglichen Zusammenhang zwischen UPF-Konsum und der Entwicklung von Demenz hingedeutet. So ergab ein systematisches Review aus dem Jahr 2024, dass ein hoher Konsum solcher Produkte das Demenzrisiko um 44 Prozent erhöht.
Eine Auswertung der Framingham-Kohorte kam zu einem ähnlich alarmierenden Ergebnis: Menschen mittleren Alters, die über einen Zeitraum von 12 Jahren mehr als 10 Portionen UPF pro Tag konsumierten, hatten ein 2,7-fach erhöhtes Alzheimer-Risiko – das sich mit jeder zusätzlichen Portion um weitere 13 Prozent steigerte.
Besonders besorgniserregend sei jedoch, dass im Jahr 2024 auch eine prospektive Studie einen solchen Zusammenhang feststellen konnte, erklärt Professor Peter Berlit, Generalsekretär der DGN. Diese habe gezeigt, dass jede Erhöhung des UPF-Konsums um 10 Prozent mit einem um 25 Prozent höheren Risiko für Demenz und einem um 14 Prozent höheren Risiko für Alzheimer einhergeht. »Angesichts dieses Ergebnisses und jenen der vielen retrospektiven Studien, die in die gleiche Richtung deuten, halten wir einen Zusammenhang für wahrscheinlich und möchten darüber informieren.«
Der Mechanismus dahinter ist laut Professor Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung, noch nicht abschließend geklärt. Möglich sei jedoch ein indirekter Zusammenhang über Übergewicht und den daraus resultierenden Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes. Auch eine Veränderung des Darmmikrobioms könnte eine Rolle spielen: Die Kombination aus gesättigten Fettsäuren, Transfetten, Salz und raffinierten Kohlenhydraten bei gleichzeitig geringem Ballaststoffgehalt könne die Zusammensetzung der Darmflora beeinflussen – und über die sogenannte Darm-Hirn-Achse Veränderungen im Gehirn auslösen.
Nicht ausgeschlossen sei zudem, dass bestimmte Inhaltsstoffe wie künstliche Aromen oder andere Zusatzstoffe direkt neurotoxisch wirken könnten. In Verdacht stehen hier unter anderem Glutamat, Nitrate und seit Kurzem auch Mikroplastik. Für einen kausalen Zusammenhang fehlten bislang jedoch belastbare Beweise.
All das spricht aus Sicht der Fachgesellschaften dafür, den Verzehr dieser energiedichten, stark verarbeiteten Lebensmittel auf ein Minimum zu reduzieren. »Insgesamt lässt sich feststellen, dass wir uns mit Fast Food und Fertiggerichten, was die Hirngesundheit angeht, keinen Gefallen tun«, betont Professor Berit. Aus der Sicht von Professor Erbguth lässt die Studie zudem den Umkehrschluss zu, dass eine Ernährungsumstellung das Risiko senken könne. »Wir selbst haben also die Möglichkeit, hier direkt Einfluss zu nehmen.«