Unsterblichkeit ist Fantasy |
Altersforscher unterscheiden das chronologische Alter und das biologische Alter. Das chronologische Alter entspricht dem Lebensalter nach Kalenderjahren. Aber der Körper kann biologisch ein anderes Alter haben. »Da hat sich in den letzten zehn Jahren sehr viel getan, weil sogenannte biologische Uhren entwickelt worden sind.« »Aging clocks« heißen sie auf Englisch: Uhren, die das Alter essen. »Also: Ich kann 40 Jahre alt sein, aber noch jung sein wie ein 34-Jähriger – oder aber auch schon 44.«
Die Uhren basieren auf Messungen von Veränderungen der DNA, des menschlichen Erbguts. »Das wird heute auch schon kommerziell angeboten«, sagt Langer. »Da geht man dann hin und lässt sein biologisches Alter messen. Doch so beeindruckend das auch ist: Was es für die Lebenserwartung bedeutet, ist eine ganz andere Frage. Wenn ich 40 bin, und die Untersuchung ergibt, dass mein biologisches Alter 44 ist, heißt das nicht automatisch, dass ich vier Jahre früher sterbe. Das sind eben alles nur statistische Daten.«
Die Bestimmung des biologischen Alters kann in Langers Augen sinnvoll sein, um gefährdete Gruppen einzugrenzen. »Wenn ich weiß, dass jemand biologisch schon in einem fortgeschrittenen Alter ist, kann man den Betreffenden unter Umständen medizinisch besser betreuen.«
Insgesamt ist die Lebenserwartung in Deutschland jahrzehntelang stark gestiegen – bis zur Corona-Pandemie. Seitdem hat sie sich aufgrund der erhöhten Sterblichkeit erstmals wieder verringert, um etwa drei Monate. Langer geht davon aus, dass sie demnächst wieder steigen wird. »Aber auch nicht ins Unendliche.« Dass es irgendwann gelingen könnte, dem Menschen Unsterblichkeit zu sichern, glaubt er nicht: »Der menschliche Körper ist nicht darauf angelegt, immer weiter zu existieren.« Bestrebungen in diese Richtung erinnern ihn an den Kinofilm »Highlander«, in dem sich Unsterbliche im schottischen Hochland bekämpfen. »Spannend – aber eben Fantasy.«