Vaginales Mikrobiom in Balance |
Um die vaginale Mikrobiota rasch und kurzfristig noch während der Antibiose zu unterstützen, bietet sich die lokale Applikation von Milchsäure an (wie KadeFlora® Milchsäurekur, Symbiovag® Lactat Vaginalzäpfchen, Vagisan® Probioflora Vaginalzäpfchen). »Ich empfehle Kundinnen, die aufgrund einer bakteriellen Vaginose mit einer Antibiotikaverordnung in die Apotheke kommen, während der Antibiose eine Milchsäurekur für sieben Tage. Das senkt kurzfristig den pH-Wert wieder, der sich bei einer bakteriellen Vaginose erhöht hat. So kann man rasch ideale Wachstumsbedingungen für die schützenden Milchsäurebakterien schaffen«, riet Apothekerin Kirsten Hien aus Hanau bei der Presseveranstaltung.
Auch für Patientinnen, die zu rezidivierenden Harnwegsinfekten neigen, hält Hien Milchsäure-haltige Präparate für besser geeignet als die produzierenden Bakterien. »Menstruationsblut ist basisch, was sich auf den Scheiden-pH-Wert auswirkt. Die allmonatliche Milchsäure-Substitution für wenige Tage unterstützt die Scheidenflora und macht sie weniger empfänglich für Escherichia coli.« Die Apothekerin rät, kurmäßig zwei bis drei Tage nach jeder Menstruation Milchsäure zu applizieren.
Laktobazillen sind dagegen die richtige Wahl, wenn es im Anschluss an eine Antibiose darum geht, das Vaginalmilieu wieder grundlegend aufzubauen. Auch Patientinnen, die häufig von wiederkehrenden Pilzinfektionen heimgesucht werden, dürften eher von einer Zufuhr der Laktobazillen profitieren. Nur den pH-Wert anzuheben, sei weniger effektiv.
Laktobazillen können auf oralem oder vaginalem Weg zugeführt werden. Bei der vaginalen Applikation ist zu bedenken, die Behandlung unmittelbar nach der Menstruation zu beginnen. Da das Arzneimittel in der Vagina angewendet wird, und nur lokal wirkt, kann es auch in der Schwangerschaft eingesetzt werden.
Wichtig zu wissen: Der Effekt der oralen Einnahme dürfte eine gewisse zeitliche Latenz mit sich bringen, da die Laktobazillen erst aus dem Darm in die umliegenden Organe migrieren müssen. Mit dem Stuhlgang ausgeschiedene Milchsäurebakterien gelangen über den Damm auch zur vaginalen Schleimhaut.
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Seit Mai 2024 dürfen Präparate, die lebensfähige und damit vermehrungsfähige Laktobazillen enthalten, nur noch als Arzneimittel auf den Markt gebracht werden. Das setzt voraus, dass ihre Wirksamkeit durch Studien belegt ist. Zuvor waren sie als Medizinprodukte im Handel. Die große Zahl an Nicht-Verfügbarkeiten/Lieferengpässen von Präparaten mit lebenden Milchsäurebakterien sind vermutlich dieser Umstellung geschuldet.
Zu Jahresbeginn kamen KadeFlora® Milchsäurebakterien Vaginalkapseln auf den Markt, die den L. plantarum Stamm P17630 zur Therapie und Prophylaxe von Dysbiosen und Candida-Infektionen enthalten. Dieser Stamm zeichne sich durch eine hohe Adhäsionsfähigkeit am Vaginalepithel aus, sagte Mendling.
Ein Medizinprodukt erreicht die medizinische Zweckbestimmung auf rein physikalischem Weg. So säuert Milchsäure zum Beispiel das Scheidenmilieu an, unterstützt körpereigene Milchsäurebakterien und verhindert dadurch die Vermehrung und Ausbreitung von Pathogenen.
Lebende Milchsäurebakterien haben dagegen einen Stoffwechsel, wobei neben Milchsäure auch noch andere Substanzen wie kurzkettige Fettsäuren entstehen, die immunmodulatorisch wirken. Ein Präparat, welches seine medizinische Zweckbestimmung pharmakologisch, immunologisch oder metabolisch erreicht, wird als Arzneimittel qualifiziert.