Venen strippen oder veröden? |
Verena Schmidt |
21.08.2023 08:30 Uhr |
Krampfadern sind nicht nur optisch unschön, sie können auch Folgeschäden verursachen. Chirurgisch lassen sie sich meist gut behandeln. / Foto: Getty Images/zlikovec
Krampfadern entstehen, wenn die Klappen des oberflächlichen Venensystems nicht mehr richtig schließen. Das Blut in den betroffenen Venen wird nicht mehr in vollem Umfang zurück nach oben zum Herz gepumpt, sondern versackt beim Stehen und Sitzen in den Beinen. Die blauen, oft knotig verdickten Adern sind nicht nur ein ästhetisches Problem. Unbehandelt können sich daraus chronische Hautveränderungen entwickeln, zum Beispiel Verfärbungen an Unterschenkeln und Füßen. Im Verlauf können daraus Venenentzündungen, Thrombosen oder ein offenes Bein erwachsen.
Bewegung und Hochlagern der Beine lindern in den Anfangsstadien meist die typischen Krampfader-Beschwerden wie Druck, Spannungsgefühle und schwere, müde Beine. Ist aber eine Behandlung notwendig, kommen zunächst medizinische Kompressionsstrümpfe zum Einsatz. Eine weitere Option sind auch pflanzliche Venenmedikamente zur oralen Einnahme. Die Leitlinie »Diagnostik und Therapie der Varikose« empfiehlt Roten Weinlaubextrakt, Rosskastaniensamenxtrakt und Oxerutin, für diese liegen evidenzbasierte Wirksamkeitsnachweise vor.
Lindern die konservativen Therapieoptionen die Beschwerden nicht ausreichend, treten Komplikationen auf oder stört sich der Betroffene sehr am Erscheinungsbild seiner Beine, können Krampfadern auch chirurgisch entfernt oder »lahmgelegt« werden. Gängige Verfahren sind die Stripping-Operation, die Laser- und die Radiowellentherapie sowie die Schaumsklerosierung.
Bei der klassischen Venen-OP, dem sogenannten Venen-Stripping, setzt der Chirurg einen Schnitt in der Leiste oder in der Kniekehle. Er trennt die Stammvene von der tiefen Vene ab; die umliegenden Äste werden abgebunden (Venenligation). Der Arzt schiebt einen Draht in die Stammvene und zieht diesen dann zusammen mit der Vene heraus. Die klassische Venenoperation wird in der Regel ambulant durchgeführt, meistens unter Vollnarkose. Häufige Nebenwirkungen nach der OP sind Schwellungen, Schmerzen und Blutergüsse, die aber meist schnell zurückgehen.
Die moderneren und schonenderen endovenösen Verfahren sind weniger invasiv. Hier wird die Vene nicht entfernt, sondern von innen durch Hitze verschlossen und der Rückfluss des venösen Blutes so gestoppt. Durch einen kleinen Hautschnitt schiebt der Arzt einen dünnen Katheter in die Vene. Darüber wird dann eine Sonde eingeführt, die Hitze erzeugt, entweder mithilfe elektromagnetischer Radiowellen oder Laserstrahlen. Die Behandlung wird in örtlicher Betäubung ambulant durchgeführt, Bettruhe ist danach nicht nötig.