Verhalten bei Gehirnerschütterung |
Die Schwere eines SHT wird mittels der sogenannten Glasgow-Coma-Skala (GCS) gemessen. Demnach werden nach dem Vorfall, der zu der Verletzung geführt hat, drei wesentliche Kriterien überprüft: das Augenöffnen, die Reaktion auf Schmerzreize sowie sprachliche Äußerungen des Unfallopfers. Je nach Ergebnis werde die Schwere des Schädel-Hirn-Traumas in drei Kategorien eingeteilt, erläutert der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Neurologen (BDN), Dr. Uwe Meier. Im Fall eines leichten SHT mit einer möglichen Bewusstlosigkeit von höchstens fünf Minuten bilden sich die Symptome innerhalb weniger Tage zurück und es sind keine Spätfolgen zu erwarten. »Da sich aber auch bei einem zunächst harmlos aussehenden Schädel-Hirn-Trauma Komplikationen ergeben können, muss der Patient unter Umständen im Krankenhaus oder zu Hause weiter beobachtet werden«, so Meier.
Dauert die Bewusstlosigkeit zwischen 5 und 30 Minuten und bilden sich die Symptome nicht innerhalb eines Monats zurück, spricht man von einem mittelschweren Schädel-Hirn-Trauma. »Spätfolgen sind unwahrscheinlich, aber auch hier sollte der Patient in der ersten Zeit nach dem Unfall weiter beobachtet werden, um mögliche Komplikationen zu vermeiden«, erklärt Meier. Von einem schweren Schädel-Hirn-Trauma sprechen Mediziner, wenn die Bewusstlosigkeit länger als 30 Minuten andauert und langfristige Schäden im Gehirn zurückbleiben. »Rund 80 Prozent der in eine Klinik überwiesenen SHT-Patienten haben ein leichtgradiges SHT, das ohne weitere Folgen bleibt. Weitere 10 Prozent sind mittelschwer betroffen und weitere 10 Prozent schwer«, berichtet Meier.
Nach einem leichten SHT reichen Betroffenen meist einige Tage körperliche und geistige Ruhe, um sich zu erholen. Bis zu drei Tage nach der Verletzung sollten sie sich schonen und ausreichend schlafen. Eine vollständige Bettruhe ist nicht nötig – aber es ist wichtig, körperliche und geistige Anstrengungen zu vermeiden. Dazu gehört auch, möglichst auf Handy, Computer und Fernsehen zu verzichten. Nach dieser Ruhephase können körperliche und geistige Aktivitäten nach und nach gesteigert werden. Dabei ist es wichtig, auf den Körper zu hören: Treten Beschwerden auf oder werden diese stärker, sind Pausen nötig. Als Sport eignet sich anfangs leichtes Training wie Gehen oder langsames Radfahren. Anschließend kommen Übungen infrage, bei denen der Kopf nur wenig bewegt wird. Fachleute empfehlen, mit Kontaktsportarten wie Fußball oder Kampfsport zu warten, bis sämtliche Symptome vollständig verschwunden sind.
Gegen akute Beschwerden wie Kopfschmerzen und Übelkeit können vorübergehend Schmerzmittel wie Paracetamol helfen; gegen Übelkeit und Erbrechen kann der Arzt ein Antiemetikum verschreiben. Ansonsten gilt: ausruhen und vor allem bei Konzentrationsproblemen regelmäßige Pausen machen. Belastende Aktivitäten wie lange am Computer sitzen oder laute Musik hören sollte man vermeiden oder möglichst verringern. Um Stress besser zu bewältigen, greifen einige Menschen mit Erfolg zu Entspannungstechniken wie Meditation. Anhaltende Beschwerden wie Schwindel oder Kopf- und Nackenschmerzen lassen sich in vielen Fällen mit physiotherapeutischen Übungen, leichtem Ausdauertraining, Bewegungs- und Gleichgewichtsübungen behandeln. Bei Problemen wie Ängsten, Reizbarkeit oder Antriebslosigkeit sind Behandlungen wie eine kognitive Verhaltenstherapie eine Möglichkeit.
Bei folgenden Anzeichen ist es wichtig, sofort den Notruf 112 zu wählen: