Verpackungsmaterialien der Zukunft |
Plastikfolien machen einen weiteren Riesenposten an Verpackungsmaterialien aus. Auch hier wird nach Alternativen zu herkömmlichen Kunststoffprodukten gesucht. Eine US-amerikanische Forschergruppe setzt dabei auf Casein, ein in der Milch enthaltenes Proteingemisch, aus dem Käse hergestellt wird. Auf Casein sind die Wissenschaftler bei ihrer Suche nach Alternativen deshalb gekommen, weil die komplexen Milchproteine Netzkonfigurationen bilden. Darin ähneln sie Erdölkohlenwasserstoffen, die Plastikfolien ihre Materialeigenschaften verleihen. Die Netzstruktur ist grundlegend für die Sauerstoffundurchlässigkeit. Tatsächlich gelang es den Forschern, auf Caseinbasis eine Folie zu entwickeln, die mit Plastikfolien nicht nur mithalten kann, sondern ihnen in punkto Luftundurchlässigkeit sogar haushoch überlegen ist. 500 mal dichter sollen die Caseinfolien sein.
Allerdings hatte die zunächst entwickelte Caseinfolie ein gravierendes Handikap: Sie löste sich unter dem Einfluss von Feuchtigkeit auf. Dieses Problem konnte durch Zusatz von Pektin aus Zitrusfrüchten inzwischen gelöst werden. Heißes Waser zerstört die Folie allerdings nach wie vor. Aus dieser Not will man nun eine Tugend machen: Es wird zum Beispiel mit Tütensuppen experimentiert, bei denen das Suppenkonzentrat in Caseinfolie eingeschweißt wird. Die so verpackte Tütensuppe soll mit heißem Wasser übergossen und anschließend verzehrt werden. Man isst also die Caseinfolie mit. Ähnlich könnte es auch mit portioniertem Kaffee funktionieren. Ein weiteres logistisches Problem, an dem noch getüftelt wird, ist die Elastizität der Caseinfolie. Denn in diesem Punkt schneiden klassische Kunststofffolien deutlich besser ab. Hinzu kommt, dass deren Produktionskosten im Moment deutlich unter denen der potenziellen Alternativfolie liegen.
Nach einer Alternative zu Plastikflaschen hat der isländische Produktdesign-Student Ari Jónsson gesucht und eine Flasche auf der Basis von Rotalgenagar erfunden. In Wasser bildet das Algenpulver eine gallertige Masse, die sich im erhitzten Zustand in Flaschenform gießen lässt und nach dem Abkühlen in dieser Form erstarrt. Das Besondere an der innovativen Flasche: Sie ist nur so lange stabil, wie sie mit Wasser gefüllt ist. Ist die Flasche leer, beginnt der Zersetzungsprozess, bis von der Flasche nichts mehr übrig ist.
Auch in Großbritannien haben sich Studenten ans Werk gemacht und nach einer Alternative zur Wasserflasche gefahndet. Ihr Lösungsansatz ist eine Blase mit einer Haut auf Braunalgenbasis. In einem als Sphärifikation bezeichneten Verfahren reagiert das Alginat unter Zusatz weiterer Stoffe und Wasser zu einer gelartigen Membran, die einen flüssigen Wasserkern umschließt. Die Wasserblase kann man vor dem Verzehr aufreißen oder – bei kleiner Portionierung – auch mitessen.
Auch für die Sixpackringe aus Polyethylen, die eine große Gefahr für Meerestiere darstellen, zeichnet sich eine Lösung ab: Die US-amerikanische Brauerei Saltwater Brewery hat aus Gerste und Weizen ein Material entwickelt, mit dem sich Sechserpackungen ebenso gut zusammenhalten lassen wie mit Polyethylen. Die Pioniere hoffen, auch andere Brauereien von dieser Idee überzeugen zu können, zumal die Rohstoffe ohnehin im Brauprozess verwendet werden. Die Sixpackringe aus Getreide werden zügig und zu 100 Prozent biologisch abgebaut. Und sollte einem Meeresbewohner trotzdem einmal ein solcher Ring in die Quere kommen, es ginge keinerlei Gefahr davon aus.