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Berechnung und Bedeutung

Verwirrung um die Reproduktionszahl 

Seit einiger Zeit steht die sogenannte Reproduktionszahl R im Fokus, wenn es um Fragen geht wie: Bringen die Gegenmaßnahmen was? Können wir lockern? Doch es wird deutlich: R ist nicht gleich R.
dpa/Katja Egermeier
30.04.2020  17:00 Uhr
Verwirrung um die Reproduktionszahl 

Die augenblickliche Verwirrung um R ist gleich zwei Umständen zu verdanken: Zum einen hat das Robert-Koch-Institut (RKI) die Formel für die Schätzung von R im Detail verändert. Zum anderen gibt es zwei unterschiedliche Ansätze zur Berechnung, die zu sehr abweichenden Werten führen können.

Grundsätzlich ist die Reproduktionszahl R einer der zentralen Werte zur Beurteilung des Verlaufs einer Infektionswelle. Sie gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter in einem bestimmten Zeitraum im Durchschnitt ansteckt. Je niedriger R ist, desto besser. Liegt R unter 1, steckt ein Infizierter im Schnitt weniger als einen anderen Menschen an – und die Epidemie läuft aus. Liegt R über 1, steckt ein Infizierter im Mittel mehr als einen anderen Menschen an – die Zahl der täglichen Neuinfektionen wird größer. Das RKI hat immer wieder betont, um die Epidemie abflauen zu lassen, müsse diese Reproduktionszahl unter 1 liegen. 

Laut dem RKI lag die Kennziffer Anfang März noch bei 3, in den vergangenen Tagen bei 0,9 bis 1, jeweils mit einer gewissen Schwankungsbreite. Nun aber hat die Behörde für Infektionskrankheiten an der Formel zur Ermittlung der Ansteckungsrate leichte Änderungen vorgenommen. R lag danach im RKI-Lagebericht vom Mittwoch nur noch bei 0,75 (Datenstand 29. April, 0.00 Uhr).

Das habe aber nichts mit der neuen Erhebungsgrundlage zu tun, beteuern RKI-Chef Lothar Wieler und ein extra herbeigerufener spezialisierter Mathematiker heute in einer Pressekonferenz zur Corona-Lage. Die Datenbasis für die Schätzung von R sei geändert worden, was den Kurvenverlauf zwar »glätte« und die Berechnung von R vereinfache. Im Ergebnis ändere sich aber nichts. 

Zweierlei Rechenansätze

Die Berechnung der Reproduktionsrate ist wegen verschiedener Faktoren und Schätzungen komplex. Die unterschiedlichen Berechnungsansätze erklärt ein Sprecher des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wie folgt:

  • Das RKI berechnet R demnach statistisch als Trend (Nowcasting). Dafür werden die Meldezahlen, welche vier Tage auseinanderliegen (so der definierte untersuchte Zeitraum), mit einer Rechen- und Schätz-Methode verglichen. Diesem Verfahren liegt den Angaben zufolge das in den jeweiligen Meldungen angegebene Erkrankungsdatum zugrunde – welches etwa zwei Wochen früher liegt.

    Zu beachten ist: Wie eingangs beschrieben hat das RKI just am 29. April bestimmte Parameter bei der Berechnung geändert. Es nutzt nun ein Vier-Tage-Mittel für die Schätzung der aktuellen Neuinfektionen, zuvor wurde ein Drei-Tage-Mittel genutzt. R lag mit Datenstand 29. April damit bei 0,75, der Wert vom Tag zuvor hatte – nach alter Rechenweise – noch bei 0,9 gelegen.

  • Nach einem Ansatz des Helmholtz-Zentrums für Infektiologie (HIZ) in Braunschweig und der Ludwig-Maximilians-Universität München wird R den Angaben nach hingegen infektionsepidemiologisch anhand typischer Krankheitsverläufe modelliert. Diese Schätzung gibt den Wert R für den Tag an, an dem die Meldezahlen beim RKI verfügbar sind. Das HIZ kam so nach LGL-Angaben auf den weitaus niedrigeren Wert von 0,57 (Datenstand: 23. April).

Beide Verfahren hätten einen unterschiedlichen Schwerpunkt, macht das LGL deutlich: Im ersten Fall gehe es um das Melde- und Übermittlungsgeschehen, im zweiten um das vermutliche Erkrankungsgeschehen.

In Bayern würden beide Berechnungen beobachtet und verwendet, was Anfang der Woche dort zu Verwirrung geführt hatte, so die LGL. So hatte Ministerpräsident Markus Söder von einem Wert von 0,57 gesprochen, woraufhin FDP-Fraktionschef Martin Hagen deutliche Maßnahmenlockerungen forderte. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Reproduktonsrate nach der Berechnung des RKI jedoch noch 0,9. Die Krux dabei:  Die genauen Rechenwege und Einflussfaktoren werden – etwa bei Pressekonferenzen – oft kaum kommuniziert.

Die meisten, wenn nicht gar alle anderen Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Berlin veröffentlichen nach eigenen Angaben stets die nach RKI-Methode ermittelten Zahlen.

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