Viagra soll verschreibungspflichtig bleiben |
Einen ähnlichen Antrag – jedoch zur doppelten Dosis – hatte das BfArM bereits im Januar 2022 abgelehnt. / Foto: Adobe Stock/Oleg
Viagra und andere Potenzmittel mit dem Wirkstoff Sildenafil bleiben weiterhin nur auf Rezept erhältlich. Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) lehnte einen Antrag mehrheitlich ab, den Wirkstoff in der Dosierung 25 Milligramm zur oralen Anwendung aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Das teilte das BfArM am Abend des gestrigen Dienstags mit.
Einen ähnlichen Antrag hatte der Sachverständigen-Ausschuss bereits im Januar 2022 abgelehnt. Damals ging es um die doppelte Dosis von 50 Milligramm. Rechtlich bindend ist die Entscheidung des Expertenausschusses nicht. Sie geht als Empfehlung ans Bundesgesundheitsministerium (BMG). Dieses ist nicht an die Empfehlung gebunden, die Einschätzung des Sachverständigen-Ausschusses hat aber Gewicht und wird oft übernommen.
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Berufsverband der Deutschen Urologie (BvDU) hatten im Vorfeld davor gewarnt, Viagra rezeptfrei verfügbar zu machen: Erektionsprobleme könnten Frühwarnsymptome für zugrundeliegende Krankheiten sein, die nur bei einem Arztbesuch auffallen – etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, niedriger Blutdruck oder Leberinsuffizienz.
Es liege auf der Hand, dass Patienten die Dosis auf eigene Faust leicht erhöhen könnten, indem einfach mehrere Pillen genommen würden, sagte Urologie-Professor und DGU-Sprecher Axel Merseburger. Insofern sei man – egal ob es um 25 oder 50 Milligramm gehe - generell gegen eine Entlassung aus der Verschreibungspflicht.
Andererseits gibt es Hoffnungen, dass eine Rezeptfreiheit für solche Potenzmittel dem florierenden Schwarzmarkt mit den Pillen Einhalt gebieten könnte. Laut früheren Angaben von Frank Sommer, dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit, kann die Einnahme solcher Mittel riskant sein. Eine Studie, die sich im Internet frei bestellbare Pillen vornahm, stellte demnach bei einem Großteil fest, dass andere Inhaltsstoffe enthalten waren als angegeben. Außerdem hätten die Wissenschaftler Verunreinigungen etwa mit Schwermetallen festgestellt.
Es gebe durchaus eine gewisse Gefahr bei Schwarzmarktprodukten, sagte auch DGU-Sprecher Merseburger. Der Weg übers Internet sei natürlich anonymer, aber für Patienten letztendlich nicht sicherer. Der Weg über den Schwarzmarkt ist demnach etwa für Männer attraktiv, die aus Scham nicht zum Arzt gehen wollen, die Einnahme vor der Partnerin geheim halten wollen oder schlicht nicht so viel Geld haben – denn die Potenzmittel werden nicht von den Kassen bezahlt.